So sprechen die hungrigen Gäste an der Tafel notgedrungen dem Champagner zu. Fast alle von ihnen waren am Vormittag auf einer Beerdigung: Joana, die vor über 20 Jahren noch Teil dieser sogenannten »künstlerischen Gesellschaft« war, hat sich wenige Tage zuvor das Leben genommen. Ihr sogenannter Lebensgefährte John berichtete beim Leichenschmaus in Kilb vom entsetzlichen Anblick der erhängten Joana.
Am Abend, zurück in Wien, auf der Abendgesellschaft, scheint der Tod der ehemaligen Freundin nur noch einen der Gäste zu bewegen, der – unglücklich mitten unter den Menschen – in einem Ohrensessel versinkt und seiner Verachtung, wenn auch nur in Gedanken, freien Lauf lässt. Die Eheleute Auersberger beschimpft er als stumpfsinnig gewordene Gesellschaftskopisten, die anderen geladenen Gäste, einschließlich den Maler Anton Rehmden und die Schriftstellerin Jeannie Billroth, als »Künstlerattrappen« und den Burgschauspieler als »Prototypus des durch und durch fantasielosen und also völlig
geistlosen Poltermimen«.
Und doch, am Ende des Abends, findet der Erzähler zu sich und denkt während des Laufens durch die Stadt: „daß diese Menschen, die ich immer gehaßt habe und die ich hasse und die ich immer hassen werde, doch die besten Menschen sind (…) und daß diese Menschen meine Menschen sind und immer meine Menschen sein werden (…)“
Zum Autor
Thomas Bernhard war ein Meister seines Faches, ein großer Autor, gleichzeitig ein kompromissloser Einzelgänger und unbequem aus Überzeugung. Die ganze Welt rezipierte bald seine Texte: Bereits 1972 begeistert er die französische Literaturszene mit seinem Roman "Die Verstörung". In Frankreich, Spanien, Italien und Polen ist sein Werk zur Gänze übersetzt, aber auch in Russland, China, Japan und Korea liest man Thomas Bernahrd. In Österreich hatte es Bernhard Zeit seines Lebens nicht leicht: Durch seine offene Kritik u.a. gegenüber dem österreichischen Staat provozierte er immer heftige Diskussionen und Skandale. Bernhard erhielt dennoch neben vielen anderen Preisen auch den
Österreichischen Staatspreis.
Krystian Lupa, Vorstand der Thomas Bernhard‐Privatstiftung, wurde in polnischen Publikationen als »Meister der Adaption« bezeichnet. Mit Holzfällen ist nun zum ersten Mal eine Thomas Bernhard-Inszenierung von ihm in Österreich zu sehen.
Bühnenfassung von Krystian Lupa
Regie & Bühne Krystian Lupa
Kostüme Piotr Skiba
Dramaturgie Britta Kampert
Mit Thomas: Johannes Silberschneider
Maja Auersberg: Franz Xaver Zach
Gerhard Auerseberg: Steffi Krautz
Jeannie Billroth: Barbara de Koy
Anton Rehmden: Gerhard Balluch
Zwei junge Schriftsteller: Laurenz Laufenberg und Sebastian Klein
Burgschauspieler: Stefan Suske
Joana Thul: Verena Lercher
John: Florian Köhler
Weitere Vorstellungen am 14., 15. und 29. Jänner 2014 sowie ab Februar
Tickets
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