Aus Schamgefühlen und Angst vor Bestrafung flüchten sich die Mädchen in heftige Reaktionen: Ohnmacht, Essensverweigerung, Panikattacken. Als der auswärtige Hexenspezialist Pastor Hale erscheint, bricht allgemeine Hysterie aus. Das Geschehen wird als Teufelsanbetung verschrien und ein Gericht einberufen. Um sich zu schützen, simulieren die Mädchen Anfälle und behaupten, dass sie von anderen Gemeindemitgliedern verhext worden seien. Mit jeder Beschuldigung wächst die Macht der Mädchen, die bald wie Kämpferinnen gegen den Satan geehrt werden. Abigail versucht, diese Machtposition zu benutzen, um die Frau des Pflanzers John Proctor an den Galgen und sich selbst an die Seite Proctors zu bringen.
Kaum jemand kann den von Aberglauben, Angst und Rache genährten Wahn in der Gemeinde durchschauen, als schließlichauch John Proctor angeklagt und zu einer Entscheidung gezwungen wird.Um sein eigenes Leben zu retten, müsste erandere beschuldigen und gegen Wahrheit und Gewissen bekunden, einen Pakt mit dem Teufel zu haben.
Während der Hexenprozesse neuenglischer Puritaner im Jahr 1692 wurden 20 Frauen und Männer wegen Hexerei verurteilt und hingerichtet. 55 Beschuldigte wurden unter Folter zu Falschaussagen gebracht, 150 Verdächtigte inhaftiert und weitere 200 Menschen der Hexerei beschuldigt.Für die meisten Verurteilten wurde 1711 eine Generalamnestie ausgesprochen. Erst 2001 wurde durch die Gouverneurin von Massachusetts eine Unschuldserklärung für die fünf letzten Frauen unterzeichnet. Arthur Miller verwendete 1953 die historischen Hexenprozesse von Salem als Analogie auf die Kommunistenverfolgung der McCarthy-Ära. In einem Selbstkommentar zu seinem Drama Hexenjagd schrieb er: „Überall dort, wo die Ablehnung des politischen Gegners grausame Formen annimmt, wo man ihn misshandelt und austilgt, eben weil man in ihm nicht mehr den Menschen sehen kann, sondern etwas dämonisch Inspiriertes – überall dort wirkt auch in unserem Jahrhundert der alte Hexenwahn.“
Arthur Miller zählt zu den bedeutendsten gesellschaftskritischen Dramatikern des 20. Jahrhunderts. Häufig steht in seinem Werk die ethische Verpflichtung des Einzelnen in Opposition zu dem sogenannten American Way of Life. Gleichzeitig stand beruflicher Erfolg aber auch im Mittelpunkt seines eigenen Lebens. Der Laufbursche eines Autoersatzteil-Lagers in Millers Memory of two Mondays, der von zwei Dollar die Woche lebt und die restlichen 13 Dollar seines Lohnes für das Studium zurücklegt, ist ein autobiographisches Selbstporträt.
Miller wurde 1915 in New York geboren. Seine Familie war vor dem Ersten Weltkrieg aus Österreich
eingewandert. Mit 19 Jahren hatte er genug Geld gespart, um in Michigan am Theater-College studieren zu können. Später lernte er in New York im „Dramatic Workshop“ des emigrierten
deutschen Regisseurs Erwin Piscator. Der Tod eines Handlungsreisenden, uraufgeführt 1949 in New York, machte ihn weltberühmt. Im Juli 1957 wurde er wegen „Missachtung des Kongresses“ zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil er sich vor dem „Kongressausschuss für unamerikanische Umtriebe“ geweigert hatte, Angaben über frühere Bekannte zu machen, die kommunistischer Sympathien verdächtigt wurden. In zweiter Ehe war Miller von 1956 bis 1960 mit Marilyn Monroe verheiratet. In seinem Schauspiel Nach dem Sündenfall zeichnete er später kaum verhüllt sein Leben mit ihr nach. Sein Alter Ego trennt sich in dem Stück von „Maggie“, weil er nicht Komplize ihres Selbstzerstörungsdrangs werden will. Auch seinen autobiographisch gefärbten Intimitäten gewinnt Miller jedoch eine auf die Gesellschaft bezogene Lebenslehre ab – getreu seiner Forderung: „In der Tragödie muss es die Möglichkeit des Sieges geben.“
Deutsch von Hannelene Limpach und Dietrich Hilsdorf
Eine Produktion von Schauspiel, u\hof: und 3. Jahrgang der Schauspielabteilung der Anton Bruckner Privatuniversität
INSZENIERUNG Ingo Putz
BÜHNE Stefan Brandtmayr
KOSTÜME Cornelia Kraske
CHOREOGRAFIE Vivienne Hötger
MUSIK Günther Gessert
MUSIKALISCHE EINSTUDIERUNG Nebojša Krulanović
DRAMATURGIE Franz Huber, Matthias Döpke
THEATERPÄDAGOGIK Katrin Maiwald
ABIGAIL WILLIAMS Sabrina Rupp
MARY WARREN Katharina Stehr
BETTY PARRIS Linn Sanders
MERCY LEWIS Patricia Windhab
SUSANNA WALLCOTT Alexandra Pernkopf
TITUBA Sophia Haider
JOHN PROCTOR Georg Bonn
ELIZABETH PROCTOR Bettina Buchholz
RICHTER DANFORTH Sven-Christian Habich
REVEREND JOHN HALE Sebastian Hufschmidt
REVEREND SAMUEL PARRIS Thomas Bammer
EZEKIEL CHEEVER Erich Josef Langwiesner
ANN PUTNAM Gunda Schanderer
REBECCA NURSE Eva-Maria Aichner
THEREMINSPIELER Günther Gessert
Weitere Termine 22. und 25. Oktober 2013; 7., 9., 14., 15. und 21. November 2013 jeweils 19.30
Uhr und 1. November 2013, 17.00 Uhr