Milan, ein Frührentner, hin- und hergerissen zwischen seiner schwangeren Frau Dada, die ihn verachtet, und seinem Vater Ignjatovic;, der schon lange die Geduld mit ihm verloren hat, versucht seine Kriegsvergangenheit zu verdrängen. Simic, ein alter Dissident versucht vergeblich in die Serbische Akademie der Wissenschaften und Künste aufgenommen zu werden. Die Chirurgin Žana und ihre Mutter bemühen sich, wieder zueinander zu finden. Ein anspruchsvolles und altkluges Kind beobachtet alles, was vor sich geht und kommentiert... Ein umfassendes Bild von Menschen auf der Suche nach den verschiedenen Modalitäten des Zusammenseins, nach Selbstverwirklichung und Überlebensstrategien. Getrieben von Angst vor Tod, Altwerden und Alleinsein schlagen sie neue Lebenswege ein.
Biljana Srbljanovic gelingt es, in ihrem jüngsten Stück eine präzise Bestandsaufnahme der heutigen gesellschaftlichen Situation in Europa zu schaffen und dabei eine Fülle tragikomischer Geschichten zu erzählen. In einer Gesellschaft, wo „Menschen einander von Generation zu Generation nur leere Lottoscheine hinterlassen“ (B. Srbljanovic) herrschen Generationenkampf, Werteverlust und soziale Verwahrlosung. Und hindurch schimmert die Sehnsucht jedes einzelnen – ob alt oder jung – nach Liebe und Halt.
Die Autorin Biljana Srbljanovic war Teilnehmerin beim Autorenworkshop und ist mit ihrem ersten Stück „Belgrader Trilogie“ bei der Bonner Biennale 1998 ( jetzt Wiesbadener Biennale) entdeckt worden. Ihre weitere Stücke „Familiengeschichten. Belgrad“, „Der Sturz“, „Supermarket“ und „God Save Amerika“ werden weltweit gespielt. Die Uraufführung von „Heuschrecken“ war als Gastspiel des Jugoslawischen DramaTheater aus Belgrad bei der Wiesbadener Theaterbiennale 2006 zu sehen. Sie erhält Ende April den „Prix Aventura“ des „Premio Europa“.
Der mazedonische Regisseur Slobodan Unkovski hat an zahlreichen Bühnen in den Ländern des ehemaligen Jugoslawien, in Italien, Russland, Belgien, den USA und zuletzt in Griechenland, jedoch nie in Deutschland inszeniert. 1996 gastierte er bei der Bonner Biennale mit seiner gefeierten Inszenierung von Dejan Dukovskis „Das Pulverfass“, 2004 bei der Theaterbiennale „Neue Stücke aus Europa“ in Wiesbaden mit „Schienen“ von Milena Marković und 2006 ebenfalls bei der Wiesbadener Biennale mit Dejan Dukovskis „Die andere Seite“.
Inszenierung Slobodan Unkovski
Bühne Meta Hočevar
Kostüme Jelena Proković
Dramaturgie Carola Hannusch
Mit: Alexandra Finder (Nadežda), Michael Birnbaum (Milan), Katalyn Bohn (Dada), Lars Wellings (Fredi), Jasna Bauer (Alegra), Monika Kroll (Žana), Uwe Kraus (Maksim), Franz Nagler (Herr Ignjatović), Gottfried Herbe (Herr Jović), Zygmunt Apostol (Herr Simić), Rosemarie Schubert (Frau Petrović)
Weitere Termine: Do 15.3., Mi 21.3., Fr 06.4., So 15.4., Mi 18.04. jeweils 19.30 Uhr, Kleines Haus