Mit dem „Herzzentrum“ ist ein neues intimes Theaterformat entstanden, das Schauspielern und Zuschauern Begegnungen und Erkundungen ermöglicht, die es so verdichtet weder auf der Bühne noch im Leben gibt. Navid Kermanis 1200-Seiten-Roman „Dein Name“, der Alltag und Denken, Gegenwart und Vergangenheit, Politik und Poesie, Geburt und Tod in einer großen europäischen Familiensaga zusammenbringt, ist der Ausgangspunkt für eine Reise, deren Stationen sich die Theaterbesucher selbst wählen können. An 29 verschiedenen Spielorten beschäftigen sich diesmal 29 Mitglieder des Thalia Theaters und des Schauspielhauses mit dem, „was uns jetzt wichtig ist“. Themen und Stichworte aus dem preisgekrönten Roman liefern dabei Anregungen und Referenzen.
Die Akteure bringen in ihren jeweils etwa zehnminütigen Aufführungen eigene Erfahrungen und Informationen ein. Jeder Besucher wählt die Themen und Akteure nach seinen Wünschen und Vorlieben aus und gestaltet sich so seine Reise durch den Abend selbst. Dabei entstehen kleine temporäre Gemeinschaften von bis zu zehn Personen, die einen vielschichtigen und anregenden Parcours durchlaufen, und nebenbei viele Schau-spielerInnen aus den beiden großen Hamburger Theatern zwanglos aus der Nähe kennenlernen können. Jeder Abend ist anders und jeder Besucher sieht etwas Anderes, auch kommen neue Themen, Texte und andere Akteure hinzu.
Das gesamte Angebot lässt sich an einem Abend kaum bewältigen – auch wenn diesmal mehr Zeit und Ruhe vorgesehen ist als beim ersten, überfüllten „Herzzentrum“ zur Spielzeiteröffnung, nach dem wir nur eine einzige Kritik gehört und gelesen haben: Es war zu kurz! Jetzt beginnen wir um 19 Uhr und hören nicht vor 23 Uhr auf – Einlass jederzeit möglich.
Navid Kermani wurde ausgezeichnet mit dem Hannah Arendt-Preis 2011, dem Kölner Kulturpreis 2012 und dem Kleist-Preis 2012.
Szenische Einrichtung Luk Perceval / Christina Bellingen
Ausstattung Annette Kurz
Text-Auswahl Carl Hegemann / Navid Kermani
Musik Lutz Krajenski
Chorleitung Uschi Krosch
Eine Kooperation des Thalia Theaters mit dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg