Doch Heinrich Mann beschreibt in seinem Roman die Geschichte des Professors Raat, den alle „Unrat“ nennen, wesentlich radikaler, als der Film dies tut: Manns „Unrat“ ist ein pädagogischer Berserker, ein radikal-reaktionärer Schulmeister. „Was in der Schule vorging, hatte für Unrat Ernst und Wirklichkeit des Lebens.“ Aus faulen, aufsässigen Schülern scheint für Unrat die ganze Stadt zu bestehen. „Eine empörte Klasse von fünfzigtausend Schülern umtobte Unrat.“ Der Schultyrann ist damit auch als Modell für Machtausübung überhaupt und somit für die Machtverhältnisse in der Gesellschaft zu verstehen. Die Beschreibung von Macht in ihren Mitteln und – 10 Jahre vor Beginn des 1. Weltkrieges – Macht als prämilitante Ideologie sind wesentliche Elemente in Manns Roman.
Auf einer abendlichen Jagd nach seinen Schülern begegnet Unrat der „Künstlerin“ Rosa Fröhlich, die in einem zwielichtigen Etablissement als Sängerin auftritt. Er erlernt den Garderoben- und Minnedienst und heiratet Rosa, die damit zum Instrument für seine Ziele wird. Der Moment, in dem er glaubt, alle seine Schüler besiegt zu haben, endet für ihn selbst in freiem Fall.
Regie: Sebastian Baumgarten,
Bühne: Alexander Wolf,
Kostüme: Ellen Hofmann,
Video: Stefan Bischof,
Komposition: Christoph Clöser
Es spielen: Kathrin Angerer (Rosa Fröhlich), Anika Baumann, Ruth Reinecke; Johann Jürgens, Stefan Konarske, Andreas Leupold (Unrat), Gunnar Teuber, Leon Ullrich
Musiker: Oliver Brand, Christoph Clöser, Jens Massel