Auch wenn die Eltern ursprünglich aus Marokko kommen, sie fühlen sich Westeuropäer. Der „Migrationshintergrund“ spielt für sie keine Rolle.
Am letzten Tag eines Urlaubs in Marokko eröffnen die Eltern ihren Kindern, dass sie beschlossen haben, in Marokko zu bleiben. Nur der Vater kehrt wieder zurück, weil er in Marokko keine Arbeit findet. Für die drei Geschwister bricht eine Welt zusammen, die Begründung der Eltern scheint ihnen absurd: In Holland gibt es keine Kontrolle, keine Autorität und keinen Respekt vor den Älteren, viele marokkanische Jungs enden hier im Gefängnis. Houari, Aziza und Saïd aber sollen respektvolle und respektierte Menschen werden. Das können sie besser in Marokko. Die Eltern wissen, dass die Kinder das ganz anders sehen. Doch „besser sie sind böse, als dass sie vor die Hunde gehen“. Aber insbesondere für das Mädchen Aziza ist es undenkbar, bis zu ihrem 18. Lebensjahr in Marokko zu leben. Sie überredet ihren älteren Bruder Houari, mit ihr zu fliehen. Doch „wenn ein Mädchen wegläuft ist es zehnmal schlimmer als wenn ein Junge wegläuft – das ist Haram, Schande“. So beginnt ein schmerzhaftes Abenteuer für die ganze Familie: Aziza und Houari erleben auf ihrer Flucht Kälte, Hunger, Angst und Gewalt; die Eltern müssen ihre Ohnmacht erkennen und schwerwiegende Fehlentscheidungen eingestehen.
Haram erzählt eine exemplarische Geschichte über das Leben im Spannungsfeld unterschiedlicher Kulturen. Wir erleben eine Familie, die den Mut und die Kraft aufbringt, kulturelle Wertvorstellungen und persönliche Lebensentwürfe zu hinterfragen. Ad de Bont hat ein Stück geschrieben, welches brisante und aktuelle Themen aufgreift, diese klug, differenziert, emotional anrührend und nicht zuletzt spannend behandelt.
In der Uraufführungsinszenierung des Jungen Schauspielhauses Hamburg war dieses Stück u.a. zu den Ruhfestspielen 2008 eingeladen.
Deutsch von Barbara Buri
Regie: Ulla Theißen
Bühne und Kostüme: Jaqueline Schienbein
Dramaturgie: Michael Jezierny
Mitwirkende:
Julia Stefanie Möller (Aziza), Carola von Seckendorff (Mutter Mouna); Bernhard Glose (Houari), Tim Mackenbrock (Saïd), Marek Sarnowski (Vater Amar, Onkel Abbas)
KostProbe:
Donnerstag, 15. Januar, 19.00 h, Kleines Haus
Weitere Vorstellungen im Januar:
Donnerstag, 22. Januar, 19.30 h, Kleines Haus
Montag, 26. Januar, 19.30 h, Kleines Haus
Dienstag, 27. Januar, 19.30 h, Kleines Haus
Mittwoch, 28. Januar, 19.30 h, Kleines Haus