
In Shakespeares „Hamlet“ findet man immer etwas Neues, etwas, das mit der eigenen Lebensphase und der jeweils aktuellen Weltlage zusammenhängt. Es ist immer so, als wäre dieses Stück gerade geschrieben worden. Shakespeares Text sagt so Wesentliches über die Menschen und ihre Verhältnisse, dass seit Jahrhunderten jede Epoche ihre eigenen Erkenntnisse darin findet.
Und wie sonst nur Goethes „Faust“ wird „Hamlet“ als ein Drama von deutscher Seele wahrgenommen. Es ist die Tragödie eines hoffnungsvollen, jungen Mannes. Eine Aufgabe wird auf seine Schultern gelegt, die zu schwer für ihn wiegt, an der er scheitert und letztlich zu Grunde geht. Wir sehen in Hamlet und seinen Freunden eine junge Generation, die fassungslos und mit einiger moralischer Empörung vor der Welt steht, die ihre Eltern eingerichtet haben. Junge, lebenshungrige Menschen, die diese ererbte Welt als hinfällig, ja verderbt erleben und verändern möchten, aber am Machtwillen und an der Selbstbehauptung der Alten abprallen wie Insekten, die in das Licht wollen und immer wieder gegen die Scheibe fliegen.
Hamlets Dänemark steht für ein Land, in dem es nicht so weitergehen kann wie bisher. Ein Land, das von Unzufriedenen bewohnt ist, die fast ausschließlich ihre eigenen Interessen verfolgen und nicht mehr zu einer Gemeinsamkeit finden. Hamlet steht für eine Nachfolgegeneration, ihre Werte und Ideale und die Entscheidung, sich gegen Machtmissbrauch, Manipulation und Korruption in der Politik aufzulehnen.
Neu übersetzt von Christian Leonard
Mit: Peter Beck, Rahul Chakraborty, Helena Krey, Benjamin Krüger, Philipp Myk, Uwe Neumann, Saskia von Winterfeld
Regie: Mathias Schönsee
Musik: Bernd Medek
Übersetzung & Dramaturgie: Christian Leonard
Premiere der englischsprachigen Fassung am 1. August 2024 ebendort