Mit einer moralischen Blankovollmacht des Prinzen versehen, inszeniert Marinelli die Entführung Emilias. Auf dem Lustschloss des Prinzen kommen nach und nach die wahren Zusammenhänge ans Licht und Odoardo, Emilias Vater, sieht sich schließlich mit einer grausigen Entscheidung konfrontiert…
In ihrem ständigen Spiel zwischen kalter Distanz und falscher Vertrautheit sind letztendlich alle Charaktere des Trauerspiels furchtbar einsam – der Ausdruck ihrer tiefsten Wünsche und Sehnsüchte, sich unverbunden dem Anderen mitzuteilen, das bleibt ihnen bis zuletzt verwehrt. Die enorme psychische Belastung, unter der die Figuren stehen, überträgt Regisseurin Angelika Zacek in und auf ihre Körper: Sie fallen, wenn sie stehen wollen, sie sind innerlich zerrissen zwischen ihrem Wunsch nach Nähe und ihrer unendlichen Aggression.
Die Tragik der Gewalt, die Lessing in dem „Schicksal einer Tochter, die von ihrem Vater umgebracht wird, dem ihre Tugend werther ist, als ihr Leben“ intellektuell und emotional verhandelt, wird auf der Bühne der Kammerspiele des Mainfranken Theaters Würzburg zu einem physischen Marathonlauf der Figuren, deren Körper keinen Moment lang frei aufatmen können, sondern sich bis zuletzt zu wehren versuchen, gegen die Gewalt, die ihnen aufgezwungen wird.
Lessings Trauerspiel aus dem Jahre 1772 gilt als eines der ersten deutschen politischen Dramen. Während Emilias Opfer – im Gegensatz zu dem der römischen Virginia, auf die sich der Autor bezieht – ohne politische Konsequenz bleibt, beeinflusste Lessings Kritik an Absolutismus und Feudalherrschaft nachfolgende Literaturgenerationen maßgeblich und „Emilia Galotti“ gilt heute als ein Meilenstein des deutschen Theaters.
Inszenierung: Angelika Zacek
Bühne: Stella Kasparek
Kostüme: Kristopher Kempf
Dramaturgie: Mona Becker
Emilia Galotti: Christina Theresa Motsch
Odoardo Galotti, Vater der Emilia: Klaus Müller-Beck
Claudia Galotti, Mutter der Emilia: Maria Brendel
Hettore Gonzaga, Prinz von Guastalla: Philipp Reinheimer
Marinelli, Kammerherr des Prinzen: Kai Christian Moritz
Graf Appiani: Torben Föllmer a. G.
Gräfin Orsina: Anne Diemer
Angelika Zacek wurde in Wien geboren, wo sie auch Schauspiel studierte. Nach den Engagements in Wien, Linz und Hannover ging sie für zwei Jahre nach Paris.
Danach folgte das Regiestudium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin von 2004-2008. Am bat-Studiotheater der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin inszenierte sie „Vorher/Nachher“ und „Gestochen scharfe Polaroids“. Ferner setzte sie am Stadttheater Bremerhaven „Blackbird“ und „Benefiz – Jeder rettet eine Alfrikaner“ in Szene. An den Bühnen der Stadt Gera führte sie in Lutz Hübners „Creeps“, in Igor Bauersimas Jugendstück „norway.today“ und in Albert Tolas Uraufführung „Der Junge mit dem gebrochenen Fingern“, wofür sie den Publikumspreis erhielt, Regie. Weitere Regiearbeiten von ihr sind die Uraufführung „Lohnarbeit und Liebesleid“ von Johanna Kaptein am Staatstheater Karlsruhe und Lessings „Minna von Barnhelm“ am Staatstheater Cottbus. In der Spielzeit 2010/11 inszenierte sie Heinrich von Kleists „Amphitryon“ am Mainfranken Theater Würzburg.
Stella Kasparek stammt aus Nürnberg und absolvierte ein Innenarchitekturstudium an der Hochschule Coburg, welches sie 2009 als Diplom-Ingenieurin abschloss. In der Praxis sammelte sie Erfahrungen auf den Gebieten Messebau, Eventgestaltung, Licht und Theater, wobei die Prozesse Entwurf, Planung und Umsetzung zu ihrem Aufgabenbereich zählten. Weiterhin arbeitete sie für das Theater am Kirchplatz in Schaan (Liechtenstein), den Theater- und Konzertkinderchor Coburg sowie für das cantus firmus ensemble in Solothum (Schweiz). Bei den Bayreuther Festspielen ist sie in der Abteilung Beleuchtung tätig. Am Landestheater Coburg war sie in den Spielzeit 2008/09 und 2009/10 für die Ausstattung diverser Produktionen verantwortlich. Zur Spielzeit 2010/11 wechselte Stella Kasparek als Produktionsassistentin an das Mainfranken Theater Würzburg. Hier entwarf sie bereits das Bühnenbild zu den Produktionen „Die sieben Todsünden“, „Schräge Vögel“, „Dyskolos – Der Menschenfeind“ und „Garderobe Nr. 1“.