Als der aus seiner Heimat vertriebene Prinz Calaf unfreiwilliger Zeuge der barbarischen Hinrichtung wird, verflucht er die Prinzessin. Doch kaum sieht er Turandot, schlägt er selbst dreimal den großen Gong, um als Freier ihr „Herz aus Eis“ zum Schmelzen zu bringen.
Puccinis unvollendet gebliebene Oper schwelgt jedoch nicht nur in nochmaliger „fin-de-siècle“-Romantik, sondern zeigt bei allem exotischen Kolorit einen modern-totalitären Staatsapparat, wie er im europäischen Faschismus bzw. im asiatischen Kommunismus Wirklichkeit werden sollte. Auch aufgrund dieser visionären Schau von Puccinis letzter Oper spielt die Kieler Neuproduktion die 2002 in Las Palmas konzertant uraufgeführte und im selben Jahr szenisch von
den Opernhäusern in Los Angeles, Amsterdam und Berlin (Staatsoper Unter den Linden) sowie von den Salzburger Festspielen übernommene Schlussfassung von Luciano Berio, die aus Puccinis Kompositionsskizzen eine Brücke in die Musik des späten 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts schlägt.
Für die Gestaltung der Titelpartie, die einst von Eva Marton, Maria Callas und Birgit Nilsson gemeistert wurde, konnten mit Giovanna Casolla und Kelly Cae Hogan zwei international herausragende Gastsängerinnen gewonnen werden
(s. S. 2). Als Prinz Calaf wird ebenfalls als Gast Emmanuel di Villarosa zu hö-
ren sein, der in Kiel zuletzt die Partie des Don José in „Carmen“ gestaltete.
Musikalische Leitung: Johannes Willig
Regie: Uwe Schwarz
Bühne: Norbert Ziermann
Kostüme: Dorit Lievenbrück
Mit:
Luis Aaros-Gutierrez, Ks. Hans Georg Ahrens, Giovanna Casolla / Kelly Cae Hogan,
Jooil Choi / Jörg Sabrowski, Steffen Doberauer, Susan Gouthro, Fred Hoffmann,
Chien-Chi Lin, Tomohiro Takada, Emmanuel di Villarosa