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"Geschichten aus dem Wiener Wald" von Ödön von Horváth im Münchner Volkstheater

Premiere am 25. März 2013 um 19.30 Uhr. -----

Marianne, Tochter des „Zauberkönigs“ und Inhabers eines kleinen Spielzeug-geschäfts, ist dem Fleischergesellen Oskar versprochen. Doch bei einem Sonntagsausflug lässt Marianne sich ein mit Alfred, einem stellungslosen Hallodri, der sich mit Pferdewetten durchschlägt und sich ansonsten von der älteren Valerie aushalten lässt.

 

Marianne bekommt ein Kind von ihm, doch Alfred besteht darauf, dass das Kind aus dem Haus kommt. Marianne schlägt sich als Nacktänzerin im "Maxim" durch. Inzwischen ist ihr Kind von Alfreds Großmutter zu Tode "gepflegt" worden und Alfred bandelt wieder mit Valerie an. Schließlich heiratet Marianne nun doch ihren Oskar. "Du wirst meiner Liebe nicht entgehen", hatte der ihr einst prophezeit ...

 

Das Volksstück "Geschichten aus dem Wiener Wald" von Ödön von Horváth wurde 1931 in Berlin uraufgeführt. Mit dem Titel griff Ödön von Horváth auf einen Walzer von Johann Strauß Sohn aus dem Jahr 1868 zurück („Geschichten aus dem Wienerwald“, op. 325), aber er trennte das Wort „Wienerwald“. „Geschichten aus dem Wiener Wald“ suggeriert ein aus Episoden bestehendes Theaterstück, tatsächlich handelt es sich bei Ödön von Horváths Bühnenwerk jedoch um ein geschlossenes Drama. Das Stück ist eine bitterböse, tragikomische Gesellschaftssatire. Die Aufführung markierte den Höhepunkt von Horváths künstlerischem Erfolg und wurde trotz scharfer Kritik aus konservativen Kreisen in zwei Monaten achtundzwanzigmal wiederholt. „Man lacht vor so viel trauriger Zoologie“, schrieb ein Kritiker nach Uraufführung.

 

Ödön von Horváth wird am 9. Dezember 1901 in Fiume (heute Rijeka) als Sohn eines ungarischen Diplomaten geboren. Die Tätigkeit des Vaters führt die Familie nach Belgrad und Budapest, wo 1903 Ödöns Bruder Lajos gebo-ren wird. Der Vater wird 1909 nach München versetzt. Ödön besucht Schulen in Budapest, ab 1913 in München und 1916 -18 in Pressburg. Die Familie kehrt 1918 nach Budapest zurück. Sie übersiedelt 1919 nach Wien, später nach München. Ödön macht das Abitur in Wien und beginnt ein Studium der Theaterwissenschaft und Germanistik in München.

Anlässlich eines Sommeraufenthalts in Murnau erwirbt sein Vater 1920 dort ein Grundstück. Die Familie bezieht 1924 ihr Landhaus in Murnau, wo Hor-váth fortan – neben berufsbedingten Aufenthalten in Berlin – lebt und arbei-tet. 1927 stellt Horváth in Murnau den Antrag auf bayerische und damit deutsche Staatsbürgerschaft. Dieser wird von der Regierung von Oberbayern 1928 abgelehnt, vermutlich wegen des mangelnden geregelten Einkom-mens des Schriftstellers. Nach der Saalschlacht 1931 in der Gaststätte Kirchmeir zwischen Mitgliedern des (sozialdemokratischen) Reichsbanners und Anhängern der NSDAP sagt Horváth als Zeuge in den nachfolgenden Prozessen gegen die Nationalsozialisten aus.

 

Berlin wird 1934 sein Hauptaufenthaltsort. Horváth wird von der Gendarme-riestation Murnau 1935 als „Flüchtling der nationalen Erhebung“ gemeldet. Er übersiedelt nach Wien. 1936, während eines Besuches bei seinen Eltern in Possenhofen am Starnberger See wird er aufgefordert, Deutschland inner-halb von 24 Stunden zu verlassen. Horváth hält sich bei seinem Freund Carl Zuckmayer in der Nähe von Salzburg auf. Nach der Besetzung Österreichs flieht Horváth 1938 nach Budapest, danach folgen Aufenthalte in der Tsche-choslowakei, Zürich und Amsterdam, dem Sitz seines Exil-Verlags. Am 1. Juni wird Ödön von Horváth in Paris auf den Champs-Élysées durch einen herab-stürzenden Ast getötet und am 7. Juni in Paris bestattet.

 

Regisseur Christian Stückl inszeniert das erste Mal ein Stück von Ödon von Horváth. 1961 in Oberammergau geboren, gründet Christian Stückl während seiner Ausbildung zum Holzbildhauer mit 20 Jahren seine erste eigene Theatergrup-pe. Er inszeniert unter anderem Molières "Der eingebildete Kranke", Büchners "Woyzeck" und Shakespeares "Sommernachtstraum". Von dort geht er 1987 direkt an die Münchner Kammerspiele und wird Assistent bei Dieter Dorn und Volker Schlöndorff, bevor er mit seiner ersten Regiearbeit von Theater heute zum Nachwuchsregisseur des Jahres 1991 gekürt wird. Die Produktion, "Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos" von Werner Schwab, wird 1992 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Stückl bleibt bis 1996 an den Münchner Kammerspielen, im Anschluß arbeitet er als freier Regisseur unter anderem in Hannover, Frankfurt, Karlsruhe, Wien und Bonn. Seit 2002 ist er Intendant des Münchner Volkstheaters und zeigt sich zudem für die alljährliche Neuaflage des "Jedermann" von Hugo von Hoffmansthal bei den Salzburger Festspielen verantwortlich. Im Sommer 2011 wurde der Bayerische Verdienstorden an Christian Stückl verliehen, wie auch das Große Verdienstzeichen des Landes Salzburg. Ebenso erhielt er den Oberbayerischen Kulturpreis 2011 und den Oberbayerischen Integrationspreis 2011.

 

Regie Christian Stückl

Bühne und Kostüme Stefan Hageneier

 

Besetzung

Alfred Max Wagner

Mutter Ilona Grandke

Havlitschek Sohel Altan G.

Valerie Ursula Burkhart

Oskar Pascal Fligg

Zauberkönig Jean-Luc Bubert

Marianne Lenja Schultze

Rittmeister Thomas Kylau

Erich Johannes Meier

Emma Constanze Wächter

 

 

07.04.2013

08.04.2013

14.04.2013

15.04.2013

27.04.2013

28.04.2013

 

 

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