Marianne, die Tochter des Besitzers eines kleinen Geschäftes, ist dem Fleischer Oskar versprochen. Ihr Vater und der zukünftige Ehemann sind sich einig, und Marianne weiß es nicht besser, bis sie sich auf ihrer Verlobungsfeier in den charmanten Lebemann Alfred verliebt. Von unbekannten Gefühlen beflügelt, löst sie sich radikal vom Alten und beginnt ihr Leben. Marianne bekommt ein Kind von Alfred, sie leben in einer schäbigen Wohnung und finanzielle Schwierigkeiten potenzieren die vorhandenen Probleme. Das Kind wird zur Schwiegermutter und Großmutter gegeben und stirbt dort, wovon Marianne zuletzt erfährt. Vom Vater verstoßen und dem Desinteresse Alfreds ausgesetzt und schließlich von ihm verlassen, verdient Marianne das Lebensnotwendige in einer Nachtbar. Die Hoffnung auf bessere Zeiten und der Traum von der intakten Kleinfamilie lassen sie Unmenschliches ertragen.
Eine Karaoke-Bar als unglaublich wandlungsfähiger Spielort bildet die Kulisse für Horvaths Schreckensbilder vom scheiternden Leben. Hinter der glatten Fassade des bürgerlichen Anstands tritt das Fürchterliche zutage. Die stark typisierten Figuren sind traurig-komischen Überlebensversuchen ausgesetzt, und in einer Zeit, in der wir über „die neue Unterschicht“ und „die Verarmung des Mittelstandes“ diskutieren und dem Sozialstaat sein Ende prophezeit wird, sind die Szenarien des Autors von augenfälliger Aktualität.
Der Autor des am 2. November 1931 in Berlin uraufgeführten Stückes „Geschichten aus dem Wiener Wald“ Ödön von Horvath ist mittlerweile zu einem modernen Klassiker geworden und seine Stücke gehören zum festen Repertoire auf den deutschen Bühnen.
Regie: Markus Kopf
Bühne und Kostüme: Manfred Kaderk
Musik: Andreas und Matthias Hornschu
Dramaturgie: Ina Klose
Mitwirkende:
Tina Amon Amonsen (Marianne), Regine Andratschke (Die Mutter), Christiane Hagedorn (Valerie), Heidemarie Kunze (Tante), Cornelia Niemann (Die Großmutter); Matthias Caspari (Der Hierlinger Ferdinand/ Conferencier), Hannes Demming (Der Mister), Frank-Peter Dettmann (Rittmeister), Philip Gregor Grüneberg (Erich), Ilja Harjes (Alfred), Wolf-Dieter Kabler (Zauberkönig), Johannes-Paul Kindler (Oskar), N.N. (Havlitschek)