Wird Zoroastro sein Ziel erreichen und Orlando zurück auf den „rechten Pfad“ bringen? Georg Friedrich Händel fand in Ludovico Ariostos „Orlando furioso“, dem „Rasenden Roland“, aus dem Jahre 1516 einen geeigneten Stoff über die labyrinthischen Wege der Leidenschaften, der ihn zu gleich drei Opern inspirierte: Nach „Orlando“ (1733) griff er für „Ariodante“ und „Alcina“ (beide 1735) noch einmal auf das Epos zurück. Händel leitete zu dieser Zeit das Londoner Haymarket Theatre praktisch eigenverantwortlich und war in der glücklichen Lage, Opern nach seinem Geschmack komponieren zu können.
Musikalisch bricht Händel hier mit der Tradition der opera seria. Anstelle von Da-Capo-Arien treten einteilige Ariosi und Accompagnati, die nicht mehr den bloßen Affekt, sondern das unverarbeitete Gefühl der Figuren zum Ausdruck bringen. Die Form der Oper folgt der dramatischen Handlung und scheint sich nach und nach aufzulösen, kulminierend in der großen Wahnsinnsszene im Finale des zweiten Aktes.
Auch wenn die Uraufführung am 27. Januar 1733 durchaus gefiel, kündigte der Star- Kastrat Senesino schon nach zehn Aufführungen seinen Vertrag. Zu unkonventionell sei die Partie des Titelhelden, sodass er seine Stimmkunst als „primo uomo“ nicht genügend entfalten könne. Dennoch besticht „Orlando“ bis heute mit virtuosen Melodien und berührenden Psychogrammen der Protagonist*innen. Die vielgelobte Inszenierung von Rafael R. Villalobos, die 2021 erstmals beim Festival in Perelada in Spanien gezeigt wurde, liefert einen Querverweis auf Virginia Woolfs Roman „Orlando – Eine Biografie“ und nimmt das Beziehungsdreieck zwischen der Autorin Woolf, ihrer Freundin Vita Sackville-West und deren Liebhaberin Violet Trefusis zum Ausgangspunkt für die Figurenkonstellation. Die Musikalische Leitung hat der Barockspezialist Rubén Dubrovsky inne, der nach „Giulio Cesare in Egitto“ und „Idomeneo“ ans Pult des Gürzenich-Orchesters zurückkehrt.
Oper in drei Akten
Libretto nach Carlo Sigismondo Capeche
Produktion des Festival Perelada
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung
Rubén Dubrovsky
Inszenierung & Kostüme
Rafael R. Villalobos
Bühne
Emanuele Sinisi
Licht
Albert Faura
Dramaturgie
Svenja Gottsmann
Orlando
Xavier Sabata
Angelica
Giulia Montanari / Sabina Puértolas Azara
Medoro
Adriana Bastidas-Gamboa
Dorinda
Alina König Rannenberg / Maria Koroleva
Zoroastro
Gianluca Buratto
Cembalo
Andreas Gilger
Continuo Laute / Theorbe I
Sören Leupold
Continuo Laute / Theorbe II
Andreas Nachtsheim
Orchester
Gürzenich-Orchester Köln