Zehn Jahre lang, bis zu seinem Tod 1900, ringt Friedrich Nietzsche mit dem Wahnsinn, mit seiner Mutter Franziska und vor allem mit Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche. Zehn Jahre lang ringt auch Einar Schleef mit seiner „Nietzsche-Trilogie“, deren Teile er mit „Gewöhnlicher Abend“, „Messer und Gabel“ und „Ettersberg“ überschreibt. Schleef präsentiert hier – stark autobiografisch durchwoben – ganz privat den einst vordenkenden philosophischen Unruhestifter Nietzsche körperlich und geistig verfallen in der erstickenden Umarmung von Mutter und Schwester. Seinen Krankheiten ausgeliefert, von seinem Gott, mit dem er hadert, verlassen, beschwört er den alltäglichen Terror, der allein ihm bleibt, den er bekämpft und in einer Art Wortdurchfall abzuwehren versucht, indem er ihn so minutiös wie grausam beschreibt, als Wahnsinn und als Auseinandersetzung mit dem eigenen, individuellen Tod.
Die Mutter – ihrem Sohn offenbar in einem inzestuösen Verhältnis verbunden – möchte verhindern, dass die Philosophie ihres Fritz’, seine „Untaten“, in alle Welt getragen werde, möchte ihn vielmehr ganz für sich. Seine Schwester Elisabeth, deren Traum von der Zucht eines „Übermenschen“ germanischer Rasse in einer paraguayianischen Enklave sich mit dem Selbstmord ihres Mannes in Luft aufgelöst hat, verfolgt die Sicherung ihrer finanziellen und ideellen Zukunft. Das Ringen von Mutter und Tochter wird zum Ringen um die Existenz des Menschen Nietzsche sowie um den unverfälschten Fortbestand seines Erbes.
Im letzten Teil seiner Trilogie schickt Einar Schleef Nietzsche und seine Schwester am „1. Tag des Neuen Jahrhunderts“ auf den "Ettersberg" bei Weimar. An diesem Ort, von dem Goethe sagte, hier fühle man sich „groß und frei“ und der später das KZ Buchenwald (er)tragen musste, lässt er Goethes Geist auf nationalsozialistischen Ungeist treffen.
Der Regisseur und Bühnenbildner Michael Simon hat sich diesen Text von Schleef über Nietzsche zusammen mit einer Gruppe von fünf SchauspielerInnen für das Theater zu eigen gemacht, in dem er ihn in Situationen auflöst, die nicht nur den verzweifelten Humor des Textes, sondern auch dessen abgründige Poesie und seine gleichzeitig bittere und unhintergehbare antifaschistische Haltung auf der Bühne zum Ausdruck bringen. Es spielen Claudia Meyer, Kate Strong, Elke Wieditz, Nico Delpy und Jonathan Loosli. Die Kostüme entwarf Eva Spott.
Michael Simon feierte seinen Durchbruch als Regisseur 1994 mit einer fulminanten Inszenierung der „Freischütz-Paraphrase“ „The Black Rider“ am Theater Dortmund. In der Zeitschrift „Theater heute“ wurde er dafür zum besten Nachwuchsregisseur des Jahres 1995 gewählt. Es folgten Regiearbeiten an unter anderem in Amsterdam, an der Berliner Volksbühne, der Schaubühne Berlin, am Burgtheater Wien, am Düsseldorfer und am Dresdner Schauspielhaus, und seit 1998 auch Operninszenierungen u.a. in Bonn und 2004 in Paris an der Opéra Bastille. Im April 2006 erarbeitete er eine Choreographie am Nationaltheater München. Für das Kunstfest Weimar inszenierte er 1996 Heiner Müllers „Bildbeschreibung“ im Steinbruch in Ehringsdorf, 1999 „Fire“ im Kubus. 1998 wurde Simon zudem zum Professor für Szenografie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe ernannt.