Heute, 215 Jahre nach der Uraufführung dieser Tragödie zwischen 1798 und 1799 im Hoftheater zu Weimar unter der Leitung von Johann Wolfgang Goethe, muss sich Europa ein weiteres Mal in seiner Geschichte befragen lassen: Quo vadis? Aber wer verkörpert dieses Europa? Wer macht seine Geschichte?
Wenn in Wallensteins Lager die Soldaten ihren Feldherrn feiern, wütet der Krieg zwischen der protestantischen und der katholischen Liga bereits 15 Jahre in Europa. Wallenstein, der Oberbefehlshaber über die kaiserlichen Heere, ist beauftragt, die Lage zu richten und den Sieg für das katholische Kaisertum gegen die unter dem Banner der Schweden versammelten Protestanten zu erringen. Aber Wallenstein hat andere Pläne. Er sucht das Bündnis mit den Schweden, um den Kaiser zum Frieden zu zwingen.
Verbunden ist dieses politische Interesse mit dem Glauben an die eigene Fähigkeit, die politischen Fäden fest in der Hand zu halten. Dabei instrumentalisiert er, was ihm nützen kann: Menschen genauso wie Ideen. Auch vor seiner Tochter Thekla und Max Piccolomini, der ihm wie ein Sohn verbunden ist und Thekla liebt, macht der Ehrgeiz, die Geschicke der Welt zu formen, nicht halt.
Was Wallenstein jedoch nicht weiß: Octavio Piccolomini, Max' Vater – der nach außen hin engste Verbündete Wallensteins –, ist ein kaiserlicher Spion. Ausgerüstet mit der Vollmacht, Wallenstein als Heereschef abzulösen, plant er akribisch dessen Sturz.
Schillers Dramen-Trilogie fragt nach den Möglichkeiten des Einzelnen, aktiv in soziale und politische Prozesse einzugreifen. Wann und wie lange ist selbstbestimmtes Handeln überhaupt möglich? Erschafft die Geschichte ihre Persönlichkeiten oder machen Persönlichkeiten Geschichte? Aber zugleich formuliert sich im Wallenstein eine große Sehnsucht des Idealisten Schillers: und zwar die nach poetischer Idealität – im Denken, Handeln und Leben.
Wallensteins Lager / Die Piccolomini / Wallensteins Tod / Kooperation mit dem Deutschen Nationaltheater Weimar
Regie – HASKO WEBER,
Bühne und Kostüme – THILO REUTHER,
Musik – SVEN HELBIG,
Dramaturgie – BEATE SEIDEL
Wallensteins Lager – MICHAEL WÄCHTER, JONAS SCHLAGOWSKY,
Wallenstein – DOMINIQUE HORWITZ, Herzogin – ANNA WINDMÜLLER, Thekla – NORA QUEST, Octavio – INGOLF MÜLLER-BECK, Max/Hauptmann – TOBIAS SCHORMANN, Terzky – SEBASTIAN NAKAJEW, Gräfin Terzky – JOHANNA GEISSLER, Illo – KRUNOSLAV ŠEBREK, Buttler – SEBASTIAN KOWSKI, Isolani – BASTIAN HEIDENREICH, Questenberg/Wrangel/Macdonald – MICHAEL WÄCHTER, Tiefenbach/Gefreiter/Deveroux – JONAS SCHLAGOWSKY, Götz/Gordon – BERND LANGE