Und wenn heute zeitgenössische Tänzer_innen auf experimentierfreudige, klassisch ausgebildete Musiker_innen treffen, ist vieles möglich – ohne, dass alle Fragen geklärt wären. Wer hört auf wen und was bedeutet es, zu folgen? Mit dem musikalischen Performanceabend „for four“ forciert die Choreografin Stephanie Thiersch gemeinsam mit drei Tänzer_innen und dem international tourenden Asasello-Quartett experimentierfreudig und doch einfühlsam unerwartete Begegnungen und poetische Zusammenstöße. Gemeinsam werden tonale und körperliche Resonanzräume erforscht – balancierend zwischen Hingabe an die andere Kunstform und dem Bewahren der jeweils grundlegend eigenen Qualitäten.
Mit humorvollem Ernst und der oft jedes Klischee von Tanzbarkeit unterlaufenden, mal sehr zarten, dann impulsiven Neuen Musik fordert „for four“, nicht nur unsere Hör- und Zeitsinne heraus.
Der zweite Teil des Abends öffnet die Perspektive dann auf die Außenwelt und untersucht die wenig beachteten, unabsichtlichen Schnittstellen von Kultur und Natur. Das Duett „Nature Morte“ feierte als Teil der Happy Living Trilogy #2 bereits 2011 Premiere, wird aber nun erstmals in einer neuen Version zu sehen sein: live begleitet von den vier aktuellen Musikern und einem ehemaligen Mitglied des Asasello-Quartetts. Während Streicher beinahe als Chiffre für Zivilisiertheit und europäische Hochkultur gelten können, suchen die beiden Tänzer Viviana Escalé und Valentí Rocamora i Torà, die auch in „for four“ zu sehen sind, in „Nature Morte“ nach dem Kreatürlichen im Tanz und den Übergängen zwischen Mensch, Tier und Natur, zwischen Gras und Beton, zwischen Leben, Stillstand, Tod. Die vom französischen Soziologen Marc Augé beschriebenen „Nicht-Orte“ („non lieu“) ohne gewachsene Geschichte und Identität markieren den Hintergrund dieser Choreografie und fragen danach, wie tot der Mensch in der Natur und wie lebendig die Natur im Menschen sein kann. Der Videokünstler Martin Rottenkolber hat hierfür einen visuellen Zoom auf unsere nahe Umwelt gelegt, die zwischen Domestizierung und Verwilderung changiert.
Konzept/Inszenierung: Stephanie Thiersch;
Tanz/Choreografie: Viviana Escalé, Mu-Yi Kuo (nur for four), Valenti Rocamora i Torà;
Musiker: Rostislav Kozhevnikov (1. Violine), Barbara Kuster (2. Violine), Teemu Myöhänen (Cello, nur Nature Morte), Justyna Sliwa (Viola), Wolfgang Zamastil (Cello);
Video, Bühne, Fotografie: Martin Rottenkolber;
Kostüme: Sabine Schneider; Lichtdesign/Technische Leitung: Niko Moddenborg; Management: Béla Bisom; Produktionsleitung: Ines Disselbrede, Karolin Henze
Nature Morte:
Choreografie: Stephanie Thiersch in Zusammenarbeit mit Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola;
Soundscape: Joseph Suchy
Koproduziert von: tanzhaus nrw Düsseldorf, Freihandelszone – Ensemblenetzwerk Köln
Gefördert durch: Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, Kulturamt der Stadt Köln, Kunststiftung NRW, RheinEnergie Stiftung und SK Stiftung Kultur.
for four:
Dramaturgische Beratung: Anna Volkland;
Regieassistenz: Jan Rohwedder
MOUVOIR/Stephanie Thiersch in Kooperation mit dem Asasello-Quartett.
Koproduziert von: tanzhaus nrw Düsseldorf, Theater im Pumpenhaus Münster, freihandelszone – Ensemblenetzwerk Köln. Gefördert durch: Kunststiftung NRW, Fonds Darstellende Künste e.V., Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, Kulturamt der Stadt Köln.