ab 29. Juni bis Ende Juli 2017. -----
Mit Premieren von Karol Tyminski, Sergiu Matis und Christina Ciupke
Mit ongoing Projects, open Studios oder Showings von Rosalind Crisp, Andrew Wass, Colette Sadler, David Bloom, Renae Shadler, Ellinor Ljungkvist und Julian Weber
Das Performanceprogramm erstreckt sich mit zahlreichen Uraufführungen im Juni und Juli über drei Wochenenden und präsentiert Einblicke in zeitgenössisches Tanzschaffen von jungen Nachwuchskünstlern und Künstlerinnen, die der Tanzfabrik schon Jahre lang nahe stehen. Die Arbeit von Rosalind Crisp, Sergiu Matis, Karol Tyminski oder Andrew Wass unterscheidet vieles. Im Kern verbindet sie jedoch der Wunsch, sich frei zu machen von einem den Körper einschränkenden Tanz. Wie unterschiedlich die Suche nach einer ureigenen Bewegung sein kann, können ihre Performances bei Open Spaces aufzeigen; ganz gleich ob für die Improvisation oder die tägliche Tanzpraxis, die Entstehung von Performances in Echtzeit oder Choreografien: Virtuosität jenseits der eingefahrenen Trainingsbahnen ist ein Forschungsfeld, das die Tanzfabrik gemeinsam mit ihren Protagonisten ergründet.
“Time to Meet” ist ein Austauschformat mit besonderem Gesicht, das sich dem Menschen hinter dem Künstler nähert. So gibt es diesen Sommer nicht nur mehrere Möglichkeiten Premieren zu feiern, sondern auch hinter die Kulissen zu sehen und die Arbeit und Praxis von Rosalind Crisp, David Bloom, Ellinor Ljungkvist, Colette Sadler, Renae Shadler und Julian Weber kennenzulernen.
Das Tanzbüro Berlin ermöglicht mit “mapping dance berlin” den Rahmen der Publikumsgespräche bei “Open Spaces”. Mit neuen Formaten lässt die Tanzfabrik Berlin so die Zuschauer noch tiefer in das Erlebnis choreografischer Praxis eintauchen.
ORT:
Tanzfabrik Wedding • Uferstr. 8/23 • 13357 Berlin • U-Bhf Pankstraße
Tanzfabrik Kreuzberg • Möckernstraße 68 • 10965 Berlin • U-Bhf Yorckstraße
TICKETS: organisation@tanzfabrik-berlin.de oder 030 20059270
Karol Tyminski: Church of Non-Divine
apap production studio berlin • Performance • Premiere
Kurz nachdem Science Gott getötet hatte, gingen wir tanzen. Wir schwitzten die alten Doktrinen heraus, schüttelten Normen ab und trampelten über den alten Glauben. Wir waren Fleisch und Knochen. Wir stießen gegeneinander und nahmen Formen an, die uns nicht eigen waren. Blut rauschte durch unsere Venen gleich Autobahnen, welche uns zu unbekannten Orten bringen könnten. Die Köpfe kurz vorm Platzen; die Welt kurz vorm Zerfall. Science und ich gehen einen Chiapudding essen und sie versucht, mir alles zu erklären. Wir eröffnen dann eine Kirche, in der sich Leute treffen, um das Selbst, das sie zu kennen glauben, zu zerschlagen.
Choreografie: Karol Tyminski | Performance: Mike O’Connor, Maque Pereyra, Karol Tyminski, Kasia Wolinska | Musik: Marc Lohr | Dramaturgie: Agata Siniarska | Gefördert durch die Senatsverwaltung Kultur und Europa, die Tanzfabrik Berlin und im Rahmen von apap – Performing Europe 2016-2020, kofinanziert durch das Creative Europe Programme der EU. Unterstützt durch das Center in Motion Choreographers Workspace Warsaw und die Residenz am Tanzhaus Zürich.
Do 29.6. - So 2.7. 19:00 Studio 5 Eintritt: 14 €/9 €
Sergiu Matis: Neverendings
Performance • Premiere in 2 Staffeln: 100 Years Revolution & Daydreams for a Better World
Sowjet Berlin. Eine Serie an Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der Oktoberrevolution gibt Anlass ausgewählte Städter zu einem Treffen mit fünf Genossen einzuladen. Mit Chören und Tänzen gedenken sie des historischen Moments, als die Utopie die Macht ergriff, um die fantastischen Errungenschaften der mutigen Helden des goldenen Zeitalters zu preisen. Die Bemühungen, Gräueltaten und Fehler werden nicht im Vergessen versinken. Es ist an der Zeit, die nächsten 100 Jahre der niemals endenden, permanenten Revolution zu planen. Die Körper der Masse werden zu kollektiven Tagträumen für eine bessere Welt choreografiert.
Konzept, Choreografie: Sergiu Matis | Performance: Jule Flierl, Martin Hansen, Gyung Moo Kim, Orlando Rodriguez, Maria Walser | Raum, Kostüm: Dan Lancea | Lichtdesign: Sandra Blatterer | Dramaturgie: Mila Pavicevic | Produktionsleitung: David Eckelmann | Gefördert durch die Senatsverwaltung Kultur und Europa | Unterstützt durch die Tanzfabrik Berlin.
1.7. mapping dance: Publikumsgespräch im Anschluss an die Vorstellung.
Staffel 1: 100 Years Revolution Do 29.6. + Sa 1.7. 20:30
Staffel 2: Daydreams for a Better World Fr 30.6. + So 2.7. 20:30
Studio 14 Eintritt: 14 €/9 €
Christina Ciupke & Ayşe Orhon: At close Distance
apap production studio berlin • Performance • Premiere
When you come closer, all my senses are caught by the intensity of your physical presence. When you retreat, the impact of our encounter remains. As the distance between us increases, my focus shifts from looking to imagining. The attention is bridging the space between us.
Christina Ciupke und Ayse Orhon erforschen die unmögliche Vergangenheit einer physischen Begegnung. Als Ausgangspunkt dient dabei das Duo “kannst du mich umdrehen” aus dem Jahr 2011, in dem Christina Ciupke und Nik Haffner unterschiedliche Aspekte des Aufeinandertreffens zweier Körper und das Ausloten intensiver räumlicher Nähe bearbeiten. In einer Doppelvorstellung zeigen Ciupke und Orhon sowohl das Stück von 2011 als auch ihre aktuelle Auseinandersetzung mit Nähe und Distanz. Zwei sehr unterschiedliche Individuen auf einer Reise durch ihr kinästhetisches Gedächtnis.
Performance: Christina Ciupke, Ayse Orhon | Künstlerische Beratung: Nik Haffner | Outside Eye: Felix Marchand | Licht: Martin Beeretz | Produktionsdramaturgie: Barbara Greiner | Presse/PR: Lilly Schofield | Produktion: A lot of body GbR | Koproduktion: Tanzfabrik Berlin, gefördert von der Senatsverwaltung Kultur und Europa. Im Rahmen von apap - Performing Europe 2016-2020, kofinanziert durch das Creative Europe Programme der EU.
Do 13. - So 16.7. 19:00 Studio 14 Eintritt: 15 €/10 €
Colette Sadler: A Monsters Odyssey
Time to meet • Open Studio
Diese Performance eröffnet eine ebenso spekulative wie spielerische Recherche über Zukunft und technisches Anderssein, um daraus etwas über nicht-menschliches Leben, Monster und ungekannte Phänomene abzuleiten. “A Monsters Odyssey” entsteht aus Science-Fiction Filmen und Roboterforschung und spielt in einer futuristischen Landschaft, inspiriert von der Begegnung von Natur und Technik. Sadler beginnt die radikale Befreiung der Fantasie bei der Figur des Monsters und den zahlreichen Mythen, die sich darum ranken. Weit über den symbolischen Monsterbegriff hinaus, bezieht sie sich dabei auch konzeptuell auf alles, was auf unheimliche Weise eine Grenze zwischen Körper, Objekt und Raum überschreitet und eine Beziehung zwischen ihnen herstellt, die uns befremdet.
Konzept, Choreografie: Colette Sadler | Bühnenbild, Kostüm: Philine Rinnert | Künstlerische Beratung, Performance: Maxwell McCarthy | Performance: Leah Marojevic | Mit finanzieller Unterstützung von Creative Scotland / Stammer productions LTD | Koproduziert vom Tanz-
Haus NRW Düsseldorf und Het Paleis Antwerpen/Belgien.
Fr 14.7. 18:00 Studio 1 Eintritt frei
Rosalind Crisp & Gäste
(un)Domesticated Bodies: Two Gal(ah)s & Live Feed
Rosalind Crisps Tanzpraxis hinterfragt die Hegemonie von Trainings, die den Körper der Tänzer mit automatisierten Mustern prägen und die Künstler so in der Vergangenheit gefangen halten. Ihre beständige Arbeit an der Dekonstruktion des im zeitgenössischen Tanz vorgegebenen Glossars und ihre anhaltende physische Kritik an diesen Ablagerungen, die den Tanz zum Museum erlernter Bewegung werden lassen, hat sich längst in ihren Körper eingeschrieben.
Two Gal(ah)s: Ongoing Practice
Seit sich Rosalind Crisp und Susan Leigh Foster vor 20 Jahren in Sydney trafen, sind sie durch ihre Arbeit verbunden. In diesem verlotterten Duett benutzen sie ihren scharfen Verstand und ihre schrumpelnden Körper, um ihre getanzte Vergangenheit zu entwirren. “Two Gal(ah)s” ist Teil eines fortschreitenden Prozesses gemeinsamer Erforschung des Körpers und seiner Geschichten. Rosalind und Susan laden ihr Publikum herzlich dazu ein, mitzuerleben, wie dieser Prozess sich fortentwickelt.
Von und mit Susan Leigh Foster, Rosalind Crisp
Fr 30.6. - So 2.7. 18:00 Studio 4 Eintritt: 14€/9 €
live feed: Showing
In dieser ersten Phase von “Live feed” lädt Crisp eine kleine Gruppe von Tänzerinnen ein, die mit ihrer Praxis vertraut sind, um die aus der Methode hervorgegangenen Erfahrungen zu befragen und ihr Bewusstsein für die verkörperlichte Erinnerung weiter zu schärfen. Die Performerinnen spüren den Schichten der “Tools” und ihrer eigenen Autonomie in der Praxis nach. Premiere im Februar 2018.
Konzept: Rosalind Crisp | Von und mit Sunniva Egenes, Anna Nowicka, Céline Debyser & Gäste
So 23.7. 19:00 Studio 14 Eintritt frei
Die Tanzfabrik Berlin produziert „Undomesticated Bodies: Two Gal(ah)s/Live feed”, gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds. Das Projekt ist Teil der Platform East - Berlin & Eastern Europe, eine Plattform für Australische Künstler und Australisch-Europäische Zusammenarbeit, kuratiert von Rosalind Crisp/Omeo Dance. Unterstützt durch die Australische Regierung mit Hilfe des Ministry for the Arts’ Catalyst - Australian Arts and Culture Fund.
Ellinor Ljungkvist: There is a hole in my history
Time to meet • Showing
Ellinor Ljungkvists choreografische Arbeit ist für die Kombination aus zeitgenössischem Tanz und konzeptioneller Performancekunst bekannt. „There is a hole in my history” ist Teil eines längeren Rechercheprojektes über die persönliche Geschichte von Frauen aus ganz unterschiedlichen Kontexten. Die Geschichten beruhen auf der Wirklichkeit, berühren aber auch universelle und existentielle Themen. Jede Geschichte steht für sich. Ljungkvist nähert sich choreografisch jeder von ihnen auf eigene Weise und sucht einen Ausdruck für den je eigenen Inhalt.
Konzept, Choreografie: Ellinor Ljungkvist | Performance: Simone Weber, Edith Buttingsrud Pedersen, Ellinor Ljungkvist | Unterstützt durch die Tanzfabrik Berlin | Dank an die Universität der Künste Stockholm und an die Studienstiftung des deutschen Volkes.
Sa 15.7. 18:00 Studio 4 Eintritt frei
Renae Shadler & David Bloom: Naming it
Time to meet • Showing & Talk
Das Benennen von Dingen unterscheidet sie nicht nur voneinander und gibt ihnen eine Identität; es kann ihre Existenz auch erst begründen. Inspiriert durch die Entstehung von Bedeutung in der postfaktischen Ära, arbeiten Renae Shadler und David Bloom mit Sprache, Bewegung, Klang und Energie, um eine sich konstant verschiebende Realität heraufzubeschwören. Sie arbeiten nur mit dem, was authentisch und präsent ist, um künstlerisch die Schnittmenge zwischen dem Persönlichen und Politischen auszuloten.
“Naming it” beinhaltet das Showing eines von Shadler geleiteten Duetts mit dem Namen “And She saw that it was good” und Blooms Recherche für “The Universe Project” gefolgt von einem Gespräch mit dem Publikum über ihre gemeinsamen künstlerischen Fragen.
Konzept, Performance: Renae Shadler, David Bloom | Sound: Kay Karl | Performance, Zusammenarbeit: Mirjam Sögner | Unterstützt durch die Tanzfabrik Berlin | Dank an Nica Berndt-Caccivio.
20.7. mapping dance: Publikumsgespräch im Anschluss an die Vorstellung
Do 20.7. 19:00 Studio 4 Eintritt frei
Andrew Wass: Fractal/Rhizomatic: improvising change
Performance Lecture
Improvisierter Tanz wird oft als unvorhersehbar und erratisch beschrieben. Andrew Wass verknüpft Konzepte der Phänomenologie, Biologie undMathematik mit seiner Improvisationspraxis und forscht zu den Wechsel- und Entscheidungsmöglichkeiten in der Improvisation. Kann aus den unendlichen Wahlmöglichkeiten, die zu jedem Augenblick denkbar sind, eine begrenzte Anzahl möglicher Alternativen herausdestilliert werden? Wie setzen sich Kreation und Kritik in so einem System zueinander in Beziehung? In einer dreiteiligen Performance Lecture illustriert Wass an der Seite seiner Kolleginnen von Lower Left die Recherche aus praktischen wie theoretischen Blickwinkeln.
Is it possible to frame the improviser’s choices and changes systematically?
Konzept: Andrew Wass | Von und mit Nina Martin, Kelly Dalrymple-Wass, Margaret Paek, Andrew Wass | Unterstützt durch die Tanzfabrik Berlin | Besonderer Dank an Marfa Live Arts und Lower Left.
Fr 21.7. 19:00 Studio 4 Eintritt frei
Julian Weber & Lyllie Rouviere: The Perineum Triangle
Time to meet • Showing
Das Duett „The Perineum Triangle” erkundet den pulsierenden Raum zwischen Intimität und Formalität, abstrakter Sexualität und expliziter Distanz. Angetrieben durch das Begehren begeben sich die Performer auf eine Expedition, bei der ihre Körper zu Material und zum Vehikel energetischer Veränderung werden. Der nackte, minimale Raum steht im Kontrast zu traditioneller Musik des 17. Jahrhunderts, barocken Tänzen und Blumenschmuck, der seinen verführenden Duft im Raum verbreitet. Die aufeinander treffenden Körper konstruieren und zerstören – mit dem Ernst von Kindern beim Spiel.
Konzept, Tanz: Julian Weber, Lyllie Rouviere | Unterstützt durch die Tanzfabrik Berlin, gefördert von der Senatsverwaltung Kultur und Europa. Im Rahmen von apap – Performing Europe 2016-2020, kofinanziert durch das Creative Europe Programme der EU.
So 23.7. 18:00 Studio 5 Eintritt frei
Talks & Showing
Jess Curtis, Bea Carolina Remark, Bernhard Richarz
De-mystifying Access and Physical Diversity
Three artists and teachers share their experiences and review current practices around teaching, performing and advertising physically diverse dance and performance.
Sa 22.7. 19:00 Talk in English Wedding Studio 13
Bea Carolina Remark
Wir sind die Anderen
Eine Auseinandersetzung mit dem, was uns anders macht.
Mo 24.7. 15:00 Lecture Kreuzberg Studio 1
Sabine Parzer
Somatics, Pedagogy and Performance
Sabine will talk about her pedagogic work and perspective, share her experiences about the connection between inner/somatic and expressive/performative processes.
Di 25.7. 15:00 Lecture in English Kreuzberg Studio 1
Kurt Koegel, Samarra Gaetana, Ingo Reulecke, Gabriele Reuter
Embodying Connection
How can we become more embodied and present in space? How to locate ourselves in relationship to the spaces we inhabit, the people we interact with, the various feeling states that exist simultaneously within us?
Mi 26.7. 15:00 Talk in English Kreuzberg Studio 1
Koffi Kôkô & Johannes Odenthal
Dance, Life and Ritual
Koffi Kôkô and Johannes Odenthal in conversation about the connection between dance, ritual and life. Moderated by Christa Flaig-Isaacs.
Do 27.7. 15:00 Talk in English Kreuzberg Studio 1
Workshopshowing: H2Dance a.o.
Die Showings zum Ende der Woche geben Gelegenheit, Einblicke in die
Unterrichtsarbeit einiger der Workshops zu erhalten, sowie für die Teilnehmer, sich gegenseitig zuzusehen und auszutauschen.
Fr 28.7. 15:00 Showing Kreuzberg Studio 1
apap – Performing Europe 2020
Seit 2005 ist die Tanzfabrik Berlin Partner im europäischen Netzwerk apap – advancing performing arts project, das vor 15 Jahren von der SZENE Salzburg gegründet wurde. Mittlerweile ist apap international zu einem Markenzeichen für Produktion und Präsentation zeitgenössischer, darstellender Kunst geworden. Mit dem Projekt Performing Europe 2020 findet apap in den kommenden vier Jahren eine Fortsetzung. Gemeinsam mit zehn weiteren europäischen Partnern bietet die Tanzfabrik Berlin bis 2020 vierzig europäischen Künstlern und Gruppen ein breites Feld von Kooperations- und Aufführungsmöglichkeiten. Neben Koproduktionen und Gastspielen werden so auch Residenzaufenthalte für Proben oder Recherchen, die Teilnahme an diskursiven Formaten sowie ein enger Austausch mit der prosperierenden Szene im Libanon gefördert.
Bei „Open Spaces/Sommer Tanz” können Sie die Arbeit von drei apap-Künstlern kennenlernen: Christina Ciupke, Karol Tyminski, Julian Weber. Eine Empfehlung!
apap – advancing performing arts project is an international network of 11 cultural organisations from all over Europe. The project, apap-performing Europe 2020, is supported by the Creative Europe Programme of the EU and it is implemented throughout a four-years period (1st of June 2016 – 30th of May 2020).