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ERWIN KANNES – Trost der Frauen

Das neue Musical von Thomas Zaufke (Musik) und Peter Lund (Text)

Koproduktion mit der UdK Berlin

Uraufführung am 21. Juni 2005

 

Melanie Flut ist glücklich. Die Zwillinge sind jetzt neun Monate, Tom ist der attraktivste Mann der ganzen Siedlung, und alle Frauen in der Nachbarschaft zerplatzen fast vor Neid.

Wenn nur dieser unangenehme Brief nicht wäre. Melanie hat noch nie in ihrem Leben einen obszönen Brief erhalten. Und dazu noch von Erwin Kannes, diesem asozialen arbeitslosen Menschen, der so gar nichts in Mellis aufgeräumtem Lettaland verloren hat.

Marie-Luise Reich hat bis gestern auch noch nie einen obszönen Brief erhalten. Und Kimberley Schnell hat überhaupt keinen obszönen Brief bekommen. Die drei Freundinnen sind empört. So etwas schreit nach Vergeltung, und Melli wird mit der ehrenhaften Aufgabe betraut, sich im Namen ihrer Geschlechtsgenossinnen zu rächen. Das entpuppt sich als schwerer, als gedacht. Denn Erwin Kannes macht seinem Namen alle Ehre. Auch wenn er nicht so aussieht: Erwin kann es einfach. Denn Erwin hat ein Geheimnis.

Es dauert keine drei Tage, da ist in Lettaland so ziemlich jeder mit jedem überkreuz und Erwin hat alle Hände voll zu tun, das liebevolle Nachbarschaftsverhältnis seiner erotischen Schützlinge wieder herzustellen. Gott sei Dank ist Erwin ein Menschenfreund. Wer weiß, was sonst aus Lettaland geworden wäre?

Mit ihrem neuesten Werk widmen sich Thomas Zaufke und Peter Lund nach Babytalk und Elternabend einmal mehr dem Paarungsverhalten angeblich erwachsener Großstädter – und zwar diesmal denen, die es zur Kinderaufzucht in die Vororte verschlagen hat. Inspiriert hat uns dazu kein Geringerer als William Shakespeare mit seinen Lustigen Weibern von Windsor. Natürlich hat sich in den letzten vierhundert Jahren in den Vororten einiges geändert, aber Vieles ändert sich wohl nie. Und was passiert, wenn man seine dunkleren Seiten unter den sauberen Kunstrasen vermeintlicher Wohlanständigkeit kehrt, das hat wohl niemand so gut beschrieben wie der Schwan von Stratford upon Avon. Stratford muss damals ein schreckliches Nest gewesen sein.

Wir und Shakespeare konnten natürlich nicht ahnen, wie nah am Zeitgeist unsere nunmehr dritte Bearbeitung der Lustigen Weiber von Windsor landen würde. Und wir freuen uns natürlich, die Nase soweit vorne gehabt zu haben; aber noch viel mehr freuen wir uns, dass unsere Hausfrauen definitiv kein bisschen desperat und dafür umso besser bei Stimme sind.

In mittlerweile schon traditionsreicher Koproduktion präsentiert sich in dieser Uraufführung der 3. Jahrgang des Studiengangs Musical der UdK Berlin – ziemlich schwungvoll, denn die musikalische Leitung liegt einmal mehr bei Hans-Peter Kirchberg; die hübschen Einfamilienhäuser entwarf Jürgen Kirner und deren gepflegte Bewohner hat Daria Kornysheva eingekleidet. Und dafür, dass unter Peter Lunds Regie an unserem modernen Falstaff alles so sexy swingt, sorgt die Choreographie von Neva Howard.

 

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