Seinen neuen und zweiten Tanzabend für das Bremer Ensemble leitet Gat aus dieser Begegnung ab und baut darauf auf. So steht am Anfang des Doppelabends die Wiederaufnahme seines Bremer Ensemblestücks Trotz zur Bach-Motette Jesu meine Freude, gefolgt von der Uraufführung The revised and updated Bremen structures zu von ihm selbst komponierter Musik. »Wie der Titel suggeriert«, so Gat, »ist das neue Stück eine Einladung an die Tänzer des Tanztheater Bremen, mir ein weiteres Mal auf meinem Weg zu folgen, die Alchemie choreographischer Strukturen als Träger von Bedeutung und Einsichten verstehen zu lernen. Es ist spannend für mich, mit derselben Gruppe den begonnenen Dialog und Prozess auf einer neuen Ebene fortzusetzen. Die Partitur, die speziell für dieses Stück entstand, repräsentiert einen Aspekt, den ich kürzlich zu entwickeln begonnen habe. Meine Art zu komponieren hat viel gemeinsam mit meiner Art des Choreographierens. Ich mache Gebrauch von akustischem Material, das ich manipuliere und auf unterschiedliche Weise neu mische. So entstehen Mechanismen, die sich in unabhängigen und neuen musikalischen Strukturen manifestieren.«
Für Gat hat Choreografieren viel mit Komponieren zu tun. Hier wie dort geht es um Form und Struktur. Das Werk enthält keine außerhalb seiner selbst liegende Botschaft, es ist die Botschaft. So wie Musik sich über musikalische Strukturen vermittelt, so vermittelt sich Tanz über choreographische Strukturen in den tänzerischen Aktionen. Musik und Tanz haben die Möglichkeit, sich von ›Inhalten‹ zu befreien und trotzdem Bedeutung zu generieren, die außerhalb der Reichweite von Worten liegt. Aber Emanuel Gat weiß auch: »Wir haben Angst, etwas zu konsumieren, das hinterher nicht verbalisiert werden kann.«
TROTZ / THE REVISED AND UPDATED BREMEN STRUCTURES (UA)
von Emanuel Gat
Choreografie und Ausstattung: Emanuel Gat; Dramaturgie: Patricia Stöckemann
Mit: Héloïse Fournier, Mimi Jeong, Sunju Kim, Magali Sander Fett, Frauke Scharf, Tim Gerhards, Günther Grollitsch, Jae Won Oh, Robert Przybyl, Miroslaw Zydowicz
Weitere Vorstellungen: Sa 22., Di 25., Fr 28. Januar, Sa 5. Februar