Dieses lässt sich im Bezug auf die ihr zugeraunten Prophezeiungen nicht und nicht beirren, bis ihr nichts mehr fehlt zum höchsten Glück: die Heirat mit dem ihr vorherbestimmten „Märchenprinz“ samt Erhebung in den Adelstand ganz nebenbei. Und gleichzeitig ist dieses Märchen eine frühe Erkundung der später entdeckten und als „das Unbewusste“ bezeichneten Nachtseite menschlicher Seelenökonomie.
“Wie nennt man das? Empfindung? Wahnsinn?” Würde man es mit hartem, aufgeklärten Blick lesen, dann wäre das „Käthchen von Heilbronn“ üble romantisierende Propaganda. Dieser Text steht im Verdacht, die Vorstellung von der Vorbestimmtheit der großen Liebe des Lebens durch den Ratschluss der Engel in Millionen Köpfe empfindsamer deutscher Bürgerkinder gesenkt zu haben. Heinrich von Kleist wäre nach diesen Maßstäben ein Verrückter. Seine konsequente Haltung, den Somnambulismus metaphysisch zu deuten, sein brüllendes Verlangen nach Intensität der Liebesbeziehung, nach Steigerung, Überhöhung, Übertreibung ließ ihn ja nicht nur derlei Dramen verfassen, sondern trieb ihn letztlich sogar in den Selbstmord.
So weit, so „modern“. Wie dem beispringen? Heute? Sollte man das verteidigen? Sind wir nicht alle verborgene RomantikerInnen?
Nach fast zweijähriger Pause arbeitet der Autor, Regisseur und künstlerische Leiter des TAG Gernot Plass endlich wieder mit seinem TAG-Ensemble zusammen und erweitert dieses durch spannende GastschauspielerInnen. Nach Shakespeare, Schiller und Goethe überschreibt Plass nun erstmals Heinrich von Kleist und bringt mit (EIN) KÄTHCHEN.TRAUM eine nervenzerfetzende, mafiöse Groteske über eine grenzenlose Liebe, große Träume und die Frage nach Vorbestimmung oder Schicksal auf die Bühne. Ritter-Romantik meets Psychothriller – eine Art Mind-Game auf Theaterbasis in bewährter Plass-Manier. Love is in the air!
Es spielen Alexander Braunshör, Jens Claßen, Sven Kaschte, Nancy Mensah-Offei, Raphael Nicholas, Georg Schubert, Elisabeth Veit
Text und Regie Gernot Plass
Ausstattung Alexandra Burgstaller
Chor-Arrangement und Einstudierung Andrés García
Regieassistenz Renate Vavera
Regiehospitanz Benjamin Seidl
Ausstattungshospitanz Elisabeth Leeb
Licht Hans Egger
Technik Frank Fetzer, Andreas Nehr
Weitere Termine: Di 28. Februar 2017, 20 Uhr
Fr 3., Sa 4., Mo 6., Mi 8., Do 9. + Fr 31. März 2017, 20 Uhr
Sa 1.*, Mo 3., Di 4., Mo 24. + Di 25. April 2017, 20 Uhr
Fr 26., Sa 27. + Mo 29. Mai 2017, 20 Uhr
*Im Anschluss an die Vorstellung am Sa 1. April 2017 findet ein Publikumsgespräch statt.