Nach drei bis zehn Sekunden ist alles gelaufen, dann ist entschieden, ob man das Gegenüber sympathisch oder unsympathisch findet. Das, was man Intuition nennt, speist sich dabei aus der Mimik und Gestik. Und natürlich ist auch das Aussehen entscheidend, wenn Männer Frauen wählen mehr als andersherum.
Kathrin Spaniol hat für ihr Stück "7 minutes", das jetzt im Tanzhaus NRW uraufgeführt wurde, die organisierte, effiziente Form der Partnersuche, das sogenannte Speed-dating zum Ausgangspunkt genommen. Dabei werden immerhin sieben Minuten gewährt, um den Anderen kennenzulernen und um sich selbst ins rechte Bild zu setzen. Nach sieben Minuten wechselt man zum nächsten Partner und das Spiel beginnt von Neuem. Bei Spaniol wird die Idee der perfekten Selbstdarstellung anfangs durch Nervosität und Unsicherheit boykottiert um dann in ein ununterbrochenes Geplapper zu münden. Witze werden erzählt, bizarre Geschichten zum Besten gegeben, die Anzahl der gewünschten Kinder und das Gehalt abgefragt, die Kompatibilität zu den vorhandenen Haustieren untersucht, es wird mehr oder weniger dick aufgetragen. Man liefert sich einer gnadenlosen Beurteilung aus, und so ist es kein Wunder, dass im Laufe der Zeit die ganze Fassade zusammenbricht, die Widersprüche und die seelische Verletzlichkeit deutlich sichtbar werden.
Und genau an diesem Scheitern ist Kathrin Spaniol in ihrem Stück "7 Minutes" interessiert. Ihr liebevoll genauer Blick zeigt dieses Scheitern jedoch zur Freude der Zuschauer auch von seiner humorvollen Seite. Patrizia Ciná, Odile Foehl, Mack Kubicki und Francesco Pedone gelingt es unter der Leitung einer Art Conférencieuse (Barbara Schröer) die verschiedenen Ticks und charakterlichen Facetten meisterhaft vorzuführen und so hat man die vier Protagonisten nach den 60 Minuten der Vorführung richtig lieb gewonnen. Das Publikum honorierte die gelungene Uraufführung mit langanhaltendem Beifall.
Choreografie, Bühne: Kathrin Spaniol; Tanz: Patrizia Ciná, Odile Foehl, Mack Kubicki, Francesco Pedone, Barbara Schröer; Musik: Tobias Heide; Ausstattung: Lika Chkhutiashvili. Foto: Oliver Look