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Edition Burgtheater Wien mit Schlingensief, Jelinek, Ibsen und Goldoni – der Burgtheater-Stream im Juni

ab 1.6.2020

Auch im Juni setzt das Burgtheater sein Streaming-Angebot fort, jeweils am Montagabend (wie gewohnt um 18 Uhr) geht eine Inszenierung aus der Edition Burgtheater des Burgtheaters für 24 Stunden auf dem YouTube-Kanal des Theaters online. Auf den „Sendeplatz“ am Freitag rückt im Juni ein neues Format (dazu in Kürze mehr).

 

 

 

Copyright: Katarina Soskic, Burgtheater

Die „online“ Edition Burgtheater wird ermöglicht durch eine Kooperation mit dem ORF; erschienen ist diese Edition bei Hoanzl, ebenso erhältlich sind die Aufzeichnungen bei Flimmit.

Am Pfingstmontag, 1. Juni, um 18 Uhr geht Christoph Schlingensiefs ReadyMadeOper aus dem Jahre 2009, Mea Culpa, online, es folgt Ibsens Baumeister Solness in der Regie von Thomas Ostermeier (8. Juni), Elfriede Jelineks Das Werk in der Regie Nicolas Stemann (15. Juni) und Ibsens Rosmersholm in der Regie von Peter Zadek (22. Juni). Goldonis Trilogie der Sommerfrische in der Regie von Giorgio Strehler wird die Reihe am 29. Juni beschließen.

Montag, 1. Juni
Mea Culpa
Eine ReadyMadeOper von Christoph Schlingensief
… auf dem Rücken von Johann Sebastian Bach, Joseph Beuys, Johann Wolfgang Goethe, Edvard Grieg, Jörg Immendorff, Derek Jarman, Elfriede Jelinek, Emmerich Kálmán, Søren Kierkegaard, Gustav Mahler, Jean-Luc Nancy, Friedrich Nietzsche, Arnold Schoenberg, Franz Schubert, Robert Schumann, Richard Wagner, Slavoj Žižek und dem Hexer von Niedernhall u.v.a.

Schlingensiefs ReadyMadeOper versammelt Fundstücke aus dem kollektiven kunsthistorischen Gedächtnis, vom Buch Kohelet bis zu Elfriede Jelinek, die Schlingensief zu Ehren den Text Tod-krank.Doc verfasste, von Parsifal über den Fliegenden Holländer bis zum Tristan. Sein Stationendrama ist eine ironische Expedition in die Sphären der Heils- und Heilungsversprechen zwischen Schulmedizin, Ayurveda und Kunstreligion.

Mit: Mieczyslav Antoniak, Abdul Candao, Margit Carstensen, Gerda Cerne, Joseph Damian Ortiz Garcia, Michael Gempart, Toni Gisler, Fritzi Haberlandt, Sachiko Hara, Friederike Harmsen, Irm Hermann, Peter Leussink, Carina-Roxana Isima, Lynne Kieran, Walter Kogler, Joachim Meyerhoff, Myorah B. Middleton, Agnes Palmisano, Mira Partecke, Guido Radschiner, Elfriede Rezabek, Susanne Spahn, Hermann  Scheidleder, Christoph Schlingensief, Arno Waschk, Thomas Weinhappel, Elisabeth Wies-Campagner, Emile Wies-Campagner, Karin Witt;
Viva Musica Festival Orchestra/Bratislava,Chor der Universität Wien
Regie & Musikalische Leitung: Christoph Schlingensief
Opernkomposition: Arno Waschk
Bühne : Janina Audick
Kostüme: Aino Laberenz
Lichtdesign: Voxi Bärenklau
Filmkomposition: Meika Dresenkamp
Dramaturgie: Carl Hegemann/Henning Nass
Korrepetition: Toni Gisler & Georg Wagner
Uraufführung im Burgtheater am 19. März 2009

Montag, 8. Juni
Baumeister Solness
Henrik Ibsen
Wer aufsteigt, riskiert zu fallen. Für Baumeister Solness gilt das in zweifacher Hinsicht. Er hatte in einem Architekturbüro als Angestellter angefangen, sich aber bald eigene Aufträge verschafft und seinen Chef immer mehr zur Seite gedrängt. Zustatten kam ihm die Heirat mit einer begüterten Frau und deren herrschaftlichen Besitz. Als das ererbte Haus einem Brand zum Opfer fiel, parzellierte er das Gelände und stellte Einfamilienhäuser darauf. Sein Chef wurde zu seinem Angestellten, ebenso dessen Sohn, und schließlich machte er noch dessen Verlobte zu seiner Buchhalterin. Sie betet ihn an, was er aber nur benutzt, um die Familie in Abhängigkeit zu halten. Solness gilt als glücklicher Mensch. Ihn selbst aber treiben Angst und Schuldgefühle um. Schuldgefühle, weil er den Brand des Hauses herbeigewünscht hatte, dem er seinen Aufstieg verdankt. Und Angst, dass ihn sein junger Angestellter genauso verdrängen könnte, wie er es einst mit dessen Vater getan hat. Mit dem Bau von Kirchen hatte Solness seinen Ruhm begründet. Und einmal, auf der Höhe seiner Kraft, war er beim Richtfest auf einen Kirchturm gestiegen und hatte den Kranz auf die Spitze gehängt. Dabei hatte ihm ein Mädchen, noch ein halbes Kind, bewundernd zugeschaut, das er in seinem Überschwang dann in den Arm genommen, geküsst, und ihr als „seiner Prinzessin“ ein Königreich versprochen hatte.

Nun, zehn Jahre später, kommt sie und fordert sein Versprechen ein. Die Jugend klopft bei Solness an, aber anders, als er es erwartet hatte. Mit der Jugend des Mädchens will er die Jugend bekämpfen, von der er sich bedroht fühlt. So wenig er sich an sein Versprechen erinnern kann und so absurd ihm ihre Forderung zunächst erscheint, gerät er doch mehr und mehr in ihren Bann. Zumal mit dem Brand des Hauses auch die Beziehung zu seiner Frau erloschen ist. Ihre Kinder sind an den Folgen der Katastrophe gestorben und mit ihnen die Gefühle seiner Frau. Er fühlt sich „an eine Tote“ gekettet.

Die Unbekümmertheit des jungen Mädchens steckt ihn an, er spürt seine alte Kraft zurückkehren. Vielleicht gelingt es ihm, aus den erstarrten Verhältnissen auszubrechen und mit ihr das Schloss zu bauen, das er ihr versprochen hat. Aber sie verlangt einen Beweis, dass es ihm damit ernst ist. Noch einmal soll er seine Schwindelgefühle, die im Alter zugenommen haben, überwinden und einen Kranz auf einen Turm setzen. Aber: Wer aufsteigt, riskiert zu fallen.

Mit: Kirsten Dene, Markus Gertken, Dorothee Hartinger, Sabine Haupt, Urs Hefti, Branko Samarovski, Gert Voss
Regie: Thomas Ostermeier
Bühnenbild: Jan Pappelbaum
Kostüme: Anja Maier
Musik: Matthias Trippner
Licht: Michael Gööck
Dramaturgie: Wolfgang Wiens
Premiere im Akademietheater am 10. Juni 2004

Montag, 15. Juni
Das Werk
Elfriede Jelinek
In Kaprun starben, wie Jelineks In den Alpen beschreibt, 2000 nicht nur 155 Menschen beim Brand einer Gletscherbahn. In Kaprun steht auch – als titelgebendes Zentrum von Jelineks ergänzendem Alpenstück – eines der größten Speicherkraftwerke der Welt, „eine fast beispiellose Herausforderung der Natur an die Technik, sich über sie zu setzen ... Schon in den zwanziger Jahren wurde mit dem Bau begonnen, in der Nazizeit wurde ... intensiv weitergebaut, zuerst mit Freiwilligen, dann mit Zwangsarbeitern und schließlich auch mit Kriegsgefangenen ... Die offizielle Todeszahl bei diesem Kraftwerksbau ist 160. Das sind aber nur die Toten der Nachkriegszeit, und da waren die Arbeiter, darunter jetzt auch viele ehemalige Nazis, die nirgendwo sonst Arbeit gefunden hätten, schon besser ausgerüstet. Die Zahl der Toten liegt insgesamt viel höher ... (Kaprun) zog einen langen Rattenschwanz an nationalen Mythen hinter sich her, die aber buchstäblich auf den Gebeinen und der Ausbeutung von Getöteten beruhten, und die Getöteten werden der Natur geopfert, sehr viele starben ja durch Lawinen. Sie starben direkt wie indirekt durch die Natur, während die Gletscherbahntouristen durch die Technik in der Natur starben.“ (Elfriede Jelinek)

Mit: Philipp Hauß, Alexandra Henkel, Philipp Hochmair, Dietmar König, Rudolf Melichar, Libgart Schwarz, Elisa Seydel, Juliane Werner, Thomas Kürstner, Sebastian Vogel; Atzgersdorfer Männergesangverein 1880 (Leitung: Sieglinde Michalko)
Regie: Nicolas Stemann
Bühnenbild: Katrin Nottrodt
Kostüme: Esther Bialas
Musik: Thomas Kürstner, Sebastian Vogel       
Licht: Werner Chalubinski
Dramaturgie: Joachim Lux
Uraufführung im Akademietheater am 11. April 2003

Montag, 22. Juni
Rosmersholm
Henrik Ibsen
Vor anderthalb Jahren stürzte sich Frau Rosmer in den Wasserfall des Mühlbachs. Johannes Rosmer und Rebekka, die Gesellschafterin der Verstorbenen, leben weiter in Rosmersholm, betreut von Frau Helseth. Der Bruder der Toten, Rektor Kroll, kommt nach langer Zeit wieder zu Besuch. Er bittet Rosmer um Unterstützung im Kampf gegen die Liberalen und bietet ihm die Leitung der konservativen Zeitung an. Rosmer hat sich von seinen bisherigen politischen Überzeugungen jedoch distanziert, auch das Pastorenamt legte er vor einiger Zeit schon nieder. Kroll sieht plötzlich im alten Freund den politischen Gegner, zumal auch der Liberale Mortensgård und der Anarchist und Phantast Ulrik Brendel in Rosmersholm verkehren. Verdacht steigt in Kroll auf, Beatas Todesumstände betreffend. Wie konnte Rosmer seine politischen Ansichten dermaßen ändern? Welche Rolle spielte Fräulein West im Haus? Er beginnt nach den Ursachen für den Selbstmord seiner Schwester zu forschen. Rosmer, der sich mit Rebekka der Utopie einer Gesellschaft zivilisierter, froher und emanzipierter Menschen verschrieben hat, fühlte sich bisher unschuldig am Tod seiner Frau. Krolls Recherche ist ein Gift, das er auch Rebekka injiziert. Sie gesteht Rosmer und Kroll, sie habe nach und nach Beata zum letzten Schritt getrieben. Beata habe um Rosmers Zukunft und ihres gemeinsamen Lebensprojektes willen aus dem Weg gemusst. Nach dem Geständnis gelingt es ihr nicht, Rosmer wieder an das gemeinsame Projekt zu binden. Rosmer, ohne Glauben an Rebekka, verliert den Glauben an sich selbst. Rebekka ist bereit, wie Beata, ins Wasser zu gehen. Alles, was sie jetzt will, ist, Rosmer den Glauben an ihre Liebe zurückzugeben.

Deutsch von Elisabeth Plessen

Mit: Annemarie Düringer, Peter Fitz, Klaus Pohl, Otto Schenk, Gert Voss, Angela Winkler
Regie: Peter Zadek
Bühne und Kostüme: Karl Kneidl
Lichtdesign: André Diot
Dramaturgie: Bärbel Jaksch
Premiere im Akademietheater am 2. Dezember 2000

Montag, 29. Juni
Trilogie der Sommerfrische
Carlo Goldoni
Goldonis turbulente, heiter-melancholische Komödie über jene Zeit des Jahres, die heute nüchtern auf den zweiwöchigen Urlaub verknappt ist. Zunächst der Aufbruch in die Sommerfrische: Tage höchster Anspannung – ob das Kleid, in dem man über die Rivalin endgültig triumphieren will, rechtzeitig fertig wird? Tage höchster Aufregung – erlauben die ruinierten Finanzen die Reise und warum will der Schneider bezahlt werden? Dann der Aufenthalt selbst – hinter Müßiggang und mediterraner Leichtigkeit verbergen sich die großen Gefühle und die kleinen Tragödien: Warum wird Giacinta von zwei Männern umworben und gerät in einen Konflikt zwischen Liebe und Loyalität, während Vittoria sitzen zu bleiben droht, obwohl ihr Bruder dringend einen wohlhabenden Schwager bräuchte? Und wann wird Sabina, leider schon in den besten Jahren, den heuchlerischen Schmeichler Ferdinando durchschauen? Und schließlich die Rückkehr: Mit den Regenwolken sind auch alle Probleme wieder pünktlich zu Hause angekommen - und die hochgeschraubten Erwartungen (vor denen auch die zeitgenössischen Urlaubsratgeber warnen!) haben sich nicht erfüllt. Eine der raren Inszenierungen Giorgio Strehlers am Burgtheater – hochkarätig besetzt mit Andrea Jonasson, Susi Nicoletti, Gertraud Jesserer, Michael Heltau, Frank Hoffmann und vielen anderen.

Mit: Helma Gautier, Michael Heltau, Frank Hoffmann, Manfred Inger, Gertraud Jesserer, Andrea Jonasson, Rudolf Melichar, Susi Nicoletti, Karl Paryla, Heinz Raetz, Walter Raha, Johannes Schauer, Hermann Scheidleder, Otto Tausig, Philipp Zeska, Eva Zilcher, Christine Zimmermann, Heinz Zuber
Regie: Giorgio Strehler
Bühnenbild und Kostüme: Ezio Frigerio
Mitarbeit bei den Kostümen: Franca Squarciapino
Musik: Fiorenzo Carpi
Musikalische Leitung: Kurt Werner
Aufzeichnung aus dem Burgtheater aus dem Jahre 1975

 

 

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