Ein Doppelabend, mit dem das Staatsballett Berlin seine ästhetischen Grenzen deutlich erweitert und aus der Komfortzone ausbricht.
Der britisch-israelische Choreograph Hofesh Shechter ist einer der Stars der internationalen Tanzszene. Mit seinen aufreibenden und exzessiven Choreographien wird er weltweit gefeiert, so zuletzt auch mehrfach bei den Auftritten seiner Compagnie im Rahmen von Berliner Festivals. Mit „The Art of Not Looking Back“ hat er nun dem Staatsballett Berlin eine seiner Arbeiten überlassen, die er mit der Compagnie selbst einstudiert.
Staatsballett-Intendant Nacho Duato erarbeitet für den Ballettabend eine neue Choreographie. Zu elektronischen Klängen von Pedro Alcalde und Sergio Cabballero, einem der Leiter des berühmten Sonár-Festivals, widmet er sich unter dem Titel „Erde“ der fortwährenden Zerstörung unseres Planeten. Nach „Herrumbre“ ist es die zweite gesellschaftspolitische Arbeit des Spaniers im Repertoire des Staatsballetts.
Die erste Arbeit des Abends, „The Art of Not Looking Back“, wurde 2009 für das Brigthon Festival entwickelt als Reaktion auf den latenten (Selbst-)Vorwurf, Shechter wäre besser darin, mit Männern als mit Frauen zu arbeiten. Die Provokation aufgreifend hat Hofesh Shechter seine Tänzerinnen in besondere Weise herausgefordert, indem er ihnen in der Probenarbeit ungewöhnliche Aufgaben jenseits der bisherigen Körpererfahrungen gab.
Nacho Duato hat dieses Stück für sechs Solotänzerinnen bewusst ins Repertoire genommen, in Antwort auf sein Werk „Castrati“, welches ausschließlich von Männern getanzt wird.
Für den zweiten Teil des Abends bringt Nacho Duato mit „Erde“ eine neue Kreation auf die Bühne der Komischen Oper. Gemeinsam mit etwa zwei Dutzend Tänzerinnen und Tänzern, begibt er sich auf die Suche nach einer tänzerischen Darstellung der bestürzenden Erkenntnis, in welch alarmierendem Zustand sich der Planet Erde befindet. Seine künstlerischen Partner sind die Musiker Pedro Alcalde und Sergio Caballero, die ihm durch Kompositionen, die für diese Kreation geschaffen wurden, den klanglichen Rahmen gestalten. Für die Gestaltung der bühne verpflichtete er NUMEN, ein namhaftes Künstlerkollektiv rund um Sven Jonke, die Kostüme, die gleichfalls voller bildhafter Anspielungen stecken, gestaltete die Berliner Designerin Beate Borrmann. Nacho Duato stellt mit seiner Choreographie „Erde“ die Frage, wie der moderne Mensch mit seinem keineswegs grenzenlosen Lebensraum umgeht. Schließlich hat sich die Menschheit durch die Verschwendung natürlicher Ressourcen und den gedankenlosen wie profitorientierten Umgang mit den Elementen an den Rand eines Abgrunds gebracht.
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