Igor Strawinsky selbst schuf zusammen mit dem französischen Dichter Jean Cocteau das Libretto nach der Tragödie »Oidipus tyrannos« des Sophokles, einem der überlieferten Hauptwerke der antiken Literatur. In dem Opern-Oratorium in zwei Akten verbinden sich mit feiner Raffinesse Sprache, Musik und – unter Stöpplers Regie – subtile Bildgewalt, um der archaischen Wucht um das Schicksal einen Menschen Ausdruck zu verleihen, der sich gegen sein Los stemmend schuldlos der schlimmsten Verbrechen schuldig macht.
1929 fand in Dresden die bislang einzige, konzertante Aufführung unter dem Dirigat Strawinskys statt. Fast 90 Jahre später ist das Werk nun in einer szenischen Interpretation in der Semperoper erfahrbar. In seinem Rollendebüt als Oedipus ist Stephan Rügamer neben Claudia Mahnke zu erleben, die sich in der Partie der Jokaste erstmalig dem Dresdner Opernpublikum vorstellt. Ebenso ist die Schauspielerin Catrin Striebeck zum ersten Mal an der Semperoper zu Gast. Sie wird in der Rolle der Sprecherin den Handlungsverlauf (in deutscher Sprache) vorwegnehmen und die fulminanten Gesangspartien des Chores erläuternd ergänzen.
Ebenso verstörend und doch inszenatorisch völlig unterschiedlich, ergänzt Luigi Dallapiccolas selten gespielter Einakter »Il prigioniero« den Premierenabend. Im Angesicht der Richtstätte durchschaut ein Mensch die trügerische Illusion seiner Rettung. Die Grausamkeit der gescheiterten Hoffnung wird zur schlimmsten Folter, der Tod zu Erlösung. Mit seinem zentralen Werk folgt der italienische Avantgardist Dallapiccola der Zwölftonmethode Schönbergs, bleibt aber kompositorisch der italienischen Operntradition in Sinnlichkeit und Expression verbunden.
In der Partie des Gefangenen sind der mehrfach ausgezeichnete Bariton Lester Lynch und in der Partie der Mutter die Mezzosopranistin Tichina Vaughn zu bewundern. Für den Operndoppelabend kehrt der amerikanische Dirigent Erik Nielsen an das Pult der Staatskapelle zurück. Nielsen, Chefdirigent des Bilbao Sinfonieorchesters und Musikdirektor des Theater Basel, war bereits mehrfach an der Semperoper zu Gast, unter anderem für Hartmanns »Simplicius Simplicissimus« und Wagners »Lohengrin«. Mit Regisseurin Elisabeth Stöppler hat Erik Nielsen, der auch im zeitgenössischen Repertoire zu Hause ist, bereits Hans Werner Henzes Uraufführung »Gisela!« sowie »We come to the river« erfolgreich zur Premiere gebracht.
Musikalische Leitung Erik Nielsen
Inszenierung Elisabeth Stöppler
Bühnenbild Annika Haller
Kostüme Frank Lichtenberg
Licht Fabio Antoci
Chor Cornelius Volke
Dramaturgie Anna Melcher
Oedipus Rex
Oedipus Stephan Rügamer
Jokaste Claudia Mahnke
Kreon Markus Marquardt
Teiresias Kurt Rydl
Hirte Tom Martinsen
Der Bote Matthias Henneberg
Sprecherin Catrin Striebeck
Il Prigioniero
Die Mutter Tichina Vaughn
Der Gefangene Lester Lynch
Der Kerkermeister / Großinquisitor Mark Le Brocq
1. Priester Khanyiso Gwenxane
2. Priester Alexandros Stavrakaki
Sächsischer Staatsopernchor Dresden
Sächsische Staatskapelle Dresden
Weitere Vorstellungen: 3., 6., 8. und 11. Juli 2018
Karten für die Vorstellungen sind an der Schinkelwache am Theaterplatz (T 0351 4911 705) und unter semperoper.de erhältlich.