Wo Heiner Müller in einer großen, metaphorischen Bankrotterklärung endet, wird Jan-Christoph Gockel, der seit vielen Jahren mit Künstler:innen vom afrikanischen Kontinent zusammenarbeitet, gemeinsam mit dem togoischen Autor Elemawusi Agbédjidji den Ansatz für eine neue Erzählung suchen. 43 Jahre nach Müller schreibt Agbédjidji einen zeitgenössischen Kommentar auf dessen Mann im Fahrstuhl, der als rätselhafter Einschub im Auftrag einen traumartigen Monolog hält. Agbédjidji stellt sich die Frage, wie der zurückgelassene Fahrstuhl, eine alte Technologie, die dazu beitrug, Hierarchien zu manifestieren, in Zukunft genutzt werden kann.
REGIE Jan-Christoph Gockel
BÜHNE Julia Kurzweg
KOSTÜME Sophie du Vinage
MUSIK UND HÖRSPIEL Matthias Grübel
PUPPENBAU Michael Pietsch
MASKENBAU Claude Bwendua
DESIGN UND HERSTELLUNG WELTRAUMKOSTÜM DER FRAU IM FAHRSTUHL Adeju Thompson
LICHT Matthias Vogel DRAMATURGIE Karla Mäder
MIT DEBUISSON / MANN IM FAHRSTUHL Julia Gräfner GALLOUDEC Florian Köhler SASPORTAS Komi Mizraijm Togbonou MATROSE / PUPPENSPIELER Raphael Muff / Michael Pietsch ENGEL DER VERZWEIFLUNG Evamaria Salcher STIMMEN MANN IM FAHRSTUHL Claude Bwendua, Julia Gräfner, Florian Köhler, Raphael Muff, Mercy Dorcas Otieno, Michael Pietsch, Isabelle Redfern, Evamaria Salcher, Komi Mizraijm Togbonou FRAU IM FAHRSTUHL Mercy Dorcas Otieno / Isabelle Redfern STIMME PSYCHE 17 Isabelle Redfern SKULLIES Claude Bwendua, Florian Köhler, Raphael Muff / Michael Pietsch, Evamaria Salcher, Komi Mizraijm Togbonou.
Bitte beachten Sie: Bis auf weiteres übernimmt Isabelle Redfern die Auftritte von Mercy Dorcas Otieno. Die Skullie-Masken und -Ganzkörperanzüge wurden von Claude Bwendua für das Deutsche Theater gefertigt. Die Skullies wurden von Andy Freer / Snuff Puppets entwickelt.
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Am Sonntag, den 29. Oktober feiert "Identitti Rezeptionista" nach dem Roman "Identitti" von Mithu Sanyal in der Regie von Simon Dede Ayivi Premiere in der Box.
"Identitti Rezeptionista" ist ein Stück über die Rezeption des viel gelesenen, viel besprochenen und auch in vielen Theatern adaptierten Romans Identitti von Mithu Sanyal, der 2020 fragte: Wer ist wer und wer kann für wen sprechen? Eine Frage, die wir uns auch immer wieder im Theater stellen: Wer kann glaubwürdig eine weiße Professorin spielen, die sich als Person of Color ausgegeben hat? Auch der Kulturbetrieb Theater ist bisweilen ein identitätspolitisches Pulverfass, das allerdings wie dazu gemacht ist, Identitätsverhandlungen zu führen. Die Inszenierung lädt also dazu ein, sich der eigenen Widersprüche bewusst zu werden und die politischen Fragen
rund um den Stoff weiter zu diskutieren.
Die Studentin Nivedita kann es nicht fassen: Ihre Professorin Saraswati – ihr Vorbild, ihr Role Model in identitätspolitischen Fragen – ist weiß! Bis zu dieser Neuigkeit hatte sich für Nivedita, geboren mit indischem Vater in Deutschland, in den Seminaren der vermeintlichen Person of Color eine neue Welt eröffnet. Schon in der ersten Stunde verwies die Professorin weiße Studierende des Raumes, schrieb „Decolonize your soul“ an die Tafel und besprach Ursprung von und Umgang mit Identitätskämpfen. Und nun soll Saraswatis Karriere auf einer großen Lüge aufgebaut sein? Es entbrennt eine komplexe und hochemotionale Debatte: Nivedita postet unter dem Pseudonym „Identitti“ auf Twitter, und ihre Freundinnen organisieren Demos gegen diesen unglaublichen Fall von kultureller Aneignung. Währenddessen denkt Professorin Saraswati alle Argumente weiter, sodass bald niemand mehr weiß, was „Person of Color“ eigentlich, wirklich bedeutet.
REGIE Simone Dede Ayivi
BÜHNE Lani Tran-Duc
KOSTÜME Mariama Sow
SOUND UND MUSIK Katharina Pelosi
LICHT Peter Grahn DRAMATURGIE Hannah Mey
KÜNSTLERISCHE PRODUKTIONSLEITUNG Julia Plickat
MIT Vernesa Berbo, Katrija Lehmann, Alexej Lochmann, Iman Tekle, Chen Emilie Yan