Die Ausbeute ist kläglich. Philipp hat das Vertrauen seiner Frau verloren, die er einst aus Gründen der Staatsraison geheiratet hatte, obschon sie seinem Sohn Don Karlos versprochen war. Diesen Sohn verlor er an die Inquisition. Schließlich lässt der König den einzigen Menschen, der ihn noch aus der Einsamkeit der Macht und ihrer Fehlbarkeit hätte erlösen können, erschießen – den Marquis von Posa, Karlos’ Freund. Der idealistische Marquis glaubte, im Gestrüpp der Realpolitik die Mechanik der Macht mit ihren eigenen Mitteln aushebeln zu können. Doch dieser Glaube an die Freiheit des Menschen bedient sich korrupter Mittel und verfehlt sein Ziel gänzlich. Der Kampf der schmutzigen Hände mit den reinen Seelen endet mit der Antwort der ältesten Macht, die sich um das menschliche Geschick sorgt: der letzte Auftritt gehört dem Großinquisitor.
Nicolas Stemann, der am Burgtheater Wien und am Thalia Theater Hamburg arbeitet, inszenierte am DT zuletzt Kleists »Das Käthchen von Heilbronn«. Im März ist seine Hamburger Uraufführung von Elfriede Jelineks »Ulrike Maria Stuart« als Gastspiel am DT zu sehen. Philipp Hochmaier spielt nach zahlreichen Hauptrollen am Burgtheater Wien die Titelrolle Don Karlos. Alexander Khuon ist Marquis Posa und Ingo Hülsmann König Philipp. Zudem spielen Konstanze Becker, Michael Gerber, Stefan Kaminski, Katharina Schmalenberg und Henning Vogt.