Zumindest wird um den Schuldspruch noch einmal ehrlich diskutiert und gerungen, denn die Entscheidung für das Urteil muss einstimmig getroffen werden. Eingeschlossen im Konferenzraum entspinnt sich zwischen den Figuren ein erbitterter und hitziger Kampf um Wahrheiten und Argumente, persönliche Ideale, Lebenseinstellungen und Vorurteile, Opportunismus und Verantwortung.
Zur Vorlage
Reginald Rose (1920 – 2002) arbeitete als Werbetexter, Drehbuch- und Theaterautor. Mit seinen sozialpolitischen Themensetzungen prägte er insbesondere die frühen Jahre des US-amerikanischen Fernsehspiels. 1954 schrieb er „Die zwölf Geschworenen (Twelve Angry Men)“ und verarbeitete darin seine Erfahrungen in einer Geschworenenjury. Die Filmadaption in der Regie von Sidney Lumet kam 1957 in die Kinos, war für drei Oscars nominiert und wurde im selben Jahr u. a. mit dem Goldenen Bären der Internationalen Filmfestspiele Berlin ausgezeichnet. Zahlreiche weitere Verfilmungen und Übersetzungen folgten.
Auch wenn es die Geschworenengerichte im deutschen Rechtssystem nicht mehr gibt, so stellt das Kammerspiel doch eine interessante Versuchsanordnung dar: Was wäre wenn? Im letzten Sachsen-Monitor, der im November 2018 veröffentlicht wurde, sprachen sich mehr als 2/3 der Befragten dafür aus, Ergebnisse aus Volksentscheiden auch unabhängig von Regierung und Volksvertretungen, Gerichten und Grundgesetz umzusetzen. In Chemnitz waren es sogar ganze 81 %. Die Todesstrafe, die dem Angeklagten bei Rose droht, ist in Deutschland abgeschafft. Würde, Freiheit und Leben eines Menschen sind u. a. mit Artikel 1 und 2 des Grundgesetzes verfassungsrechtlich geschützt, Artikel 1 des Grundgesetzes ist nicht veränderbar. Aber was wäre, wenn dies nicht mehr gilt? – „Die zwölf Geschworenen“ fragt danach, ob ein Laie dieser Rolle gerecht werden kann und wie jeder Einzelne mit dieser Verantwortung umgeht. Von welchen Eindrücken, Vorurteilen und Bildern lassen wir uns leiten? Und aus welchen individuellen Motiven heraus treffen wir unsere Entscheidungen? Auf der Suche nach der vermeintlichen Wahrheit ringen die Figuren eindringlich mit diesen Fragen und werfen sie unmittelbar auf das Publikum zurück. So steht an diesem Abend nicht zuletzt auch unser eigenes Verhalten in meinungsstarken Gruppenkonstellationen zur Disposition.
Regie: Carsten Knödler
Bühne: Frank Hänig
Kostüme: Teresa Monfared
Es spielen: Wolfgang Adam, Marko Dyrlich, Martin Esser, Christine Gabsch, Alexander Ganz, Dirk Glodde, Andreas Manz-Kozár, Christian Ruth, René Schmidt, Susanne Stein, Konstantin Weber, Andrea Zwicky
27.09.2019 Freitag 19:30 Uhr
Schauspielhaus - Große Bühne
05.10.2019 Samstag 19:30 Uhr
Schauspielhaus - Große Bühne
30.10.2019 Mittwoch 19:30 Uhr
Schauspielhaus - Große Bühne
07.12.2019 Samstag 19:30 Uhr
Schauspielhaus - Große Bühne