Die beschließen nämlich, Basinis Fehltritt vorerst noch für sich zu behalten und räumen ihm dafür jede Menge Gelegenheit ein, das niedere Vergehen im engsten Kreise abzuarbeiten. Während Reiting Basini schnell zum sexuellen Versuchskaninchen kompromittiert, gilt Beinebergs Interesse ganz dem Foltern der Seele. Schüler Törleß hingegen beschäftigt sich generell lieber mit imaginären Zahlen, aber auch er kann sich dem faszinierenden Gefüge nicht lange entziehen. Zwischen angewidertem Voyeurismus und gebannter Passivität wird er zum stummen Begleiter der sadistischen Fehde, bis ihn das Opfer schließlich selbst um Hilfe bittet.
Robert Musils Debütroman Die Verwirrungen des Zöglings Törleß (1906) zeichnet seinerzeit visionär die ausstehende Diktatur vor: Militarist, Ideologe, Opfer und Mitläufer funktionieren in modellhafter Aufstellung als wasserdichtes System. Neben der Entstehung autoritärer Gesellschaftsstruktur im intellektuell-elitären Kontext beleuchtet der Autor aber auch die fortschreitende Identitätssuche des jungen Protagonisten Törleß, die komplexer werdenden Widersprüche zwischen Rationalität und Libido. Nicht zuletzt ein schonungsloser Versuch des Autors, die am eigenen Leib erfahrenen Internatsjahre zu begreifen und auszuwerten.
Regie Claudia Bauer
Bühne und Kostüme Tine Becker
Musikalische Leitung Peer Baierlein
Dramaturgie Jan Friedrich
Mit Philippe Goos, Mathias Spaan, Jonas Steglich, Johanna Bantzer, Hagen Oechel
Bearbeitung Jan Friedrich
Beschreibung: © Karl-Bernd Karwasz