am 3. März 2012 wurden die Aktivistinnen von "Pussy Riot" verhaftet. Der folgende Prozess gegen die Musikerinnen sollte der berühmteste der jüngeren russischen Rechtsgeschichte werden.
Genau ein Jahr nach der Verhaftung, vom 1. bis 3. März 2013, nimmt der Regisseur Milo Rau in der Ausstellungshalle des Moskauer Sacharow-Zentrums den Prozess gegen "Pussy Riot" wieder auf. Auf der Bühne stehen richtige Anwälte und die tatsächlich Beteiligten an den großen Schauprozessen der Putin-Ära: Priester, Künstler, konservative und liberale Intellektuelle.
Das auf Bewährung freigelassene Mitglied von "Pussy Riot", Katja Samuzewitsch, wird an Milo Raus Projekt als Expertin und Zeugin in eigener Sache teilnehmen. "Ich bin begeistert, bei den ‚Moskauer Prozessen‘ dabei zu sein", sagte sie in einem Videostatement. "Ich hoffe, dass unsere Argumente nun endlich gehört werden."
Ihr und den anderen angeklagten Künstlern wird Ana Stavickaja als Anwältin zur Seite stehen. Ana Stavickaja war Verteidigerin in den umstrittenen Prozessen um die Ausstellungen "Vorsicht, Religion" (2003) und "Verbotene Kunst" (2007), im Westen gelangte sie als Rechtsvertreterin der Angehörigen der ermordeten Journalistin Anna Politkowskaja zu grösserer Bekanntheit.
Als die Punk-Aktivistinnen von „Pussy Riot“ für einen unangemeldeten Auftritt in der Moskauer Erlöserkathedrale zu zwei Jahren Straflager verurteilt wurden, führte das zu Protestkundgebungen in der ganzen Welt. Doch es war nur der Endpunkt einer unterdessen 10jährigen Reihe von Schauprozessen gegen Künstler und Dissiden-te, mit denen das System Putin jeden demokratischen Wandel verunmöglicht. Das Pro-jekt „Die Moskauer Prozesse“ versucht, Bewegung in die starren russischen Verhält-nisse zu bringen – mit den Mitteln des politischen Theaters. Im Moskauer Sacharow-Zentrum wird ein Gerichtssaal aufgebaut, und in einem dreitägigen Prozess-Spektakel treten die Exponenten des russischen Kulturkampfs gegeneinander an. Auf der Bühne stehen dabei keine Schauspieler, sondern Akteure aus dem realen Leben: Künstler, Politiker, Kirchenführer, richtige Anwälte und ein richtiger Richter. Ein Schöffengericht aus sechs Moskauer Bürgerinnen und Bürgern fällt schließlich das Urteil: für oder ge-gen die Demokratie, für oder gegen die Freiheit der Kunst.
Konzept, Künstlerische Leitung und Regie: Milo Rau
Kuration und Produktion: Jens Dietrich
Ko-Kuration Weimar/Bern: Sophie-Thérèse Krempl
Ko-Produktion Film: Arne Birkenstock
Bühne: Anton Lukas
Sound: Jens Baudisch
Kamera: Markus Tomsche
Öffentlichkeitsarbeit: Yven Augustin
Fachberatung: Sandra Frimmel
Dramaturgische Mitarbeit und Produktionsleitung: Milena Kipfmüller
Regieassistenz: Yanina Kochtova (Moskau), Swaantje Kleff (Weimar)
Casting Moskau: Anastasia Patlay
Corporate Design: Nina Wolters
Web-Programmierung: Jonas Weissbrodt
www.the-moscow-trials.com
www.international-institute.de
www.theaterneumarkt.ch