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Die Liebe im WeltenraumDie Liebe im WeltenraumDie Liebe im Weltenraum

Die Liebe im Weltenraum

"amour espace" von Ben J. Riepe im Tanzhaus NRW in Düsseldorf

Mit "Amour espace", das am 6.9.07 im Tanzhaus NRW uraufgeführt wurde, präsentiert Ben J. Riepe sein viertes Stück. In seinem ganz eigenen Sprachduktus gelingt es ihm grandios und überaus stimmig, von der Liebe in eisigen Zeiten zu erzählen.

 

Die Bühne ist wie schon in seinem letzten Stück "Happy End - Dealing Night Again" ganz reduziert, nämlich bis zur Mauer zurückgebaut. In diesem kahlen Areal agieren drei Tänzerinnen und zwei Tänzer. In silbergrauen Kostümen mit dezenten roten Tressen erinnern sie an die Mannschaft von Raumpartrouille Orion. Wenn dann arktische Windböen als akustisches Medium eingespielt werden, fröstelt es auch den Zuschauer.

 

Einzelne Szenen prägen sich dem Zuschauer deutlich ein: Wie ein Hund wird ein Mann in der Anfangsszene von einer Dompteuse mit Pfefferminzbonbons gefüttert, zwei Tänzer werden wie Spieluhrfiguren in Kussposition gebracht, die drei Tänzerinnen geben wie die verführenden Sirenen Töne von sich. Die ätherische Linda Nordström, im leichten Flatterkleid mit dem Messer an ihrer Haut entlangstreichend, deutet den Schmerz der Selbstverstümmelung an. Gegen Ende des Stückes tauschen die Tänzer ihre Raumfahrtkleidung gegen schwarze Bodys und Korsagen, die Tänzer gehen jetzt gewaltsam miteinander um.

 

Das alles hört sich überaus düster an, wirkt aber ganz und gar nicht so. Dramaturgisch geschickt gelingt es Ben J. Riepe diese kühlen Szenen durch humoristische Episoden aufzuhellen. Überzeugend etwa wenn Swanhild Kruckelmann einen Liebesakt zwischen einer jungen quiekenden Frau und einem alten, stark schnaufenden Mann in beiden Rollen vorstellt, der dann wegen Impotenz scheitert.

 

Liebe, Sex, Gewalt, Beziehungsstörungen mit sich und mit anderen, das ist das große Thema dieser Performance, in einer kühlen Ästhetik, präzise und ausdrucksstark, in beeindruckenden Bildern eingefangen. Die musikalische "Untermalung" trägt ebenso wie die fabelhaften Kostüme zu einer gelungenen, faszinierenden Inszenierung bei.

 

Konzept, Choreografie: Ben J. Riepe

Tanz: Fa-Hsuan Chen, Swanhild Kruckelmann, Linda Nordström, Evgeny Pankratov, Patrick Mueller

Musik: Alex Alves Tolkmitt

Kostümbild: Eva Becker

Lichtdesign: Dimitar Evtimov

Bühnenbild: Anna Ingerfurth

 

6. bis8. September 2007 im Tanzhaus NRW

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