Auf ein ungarisches Sprichwort über die Arbeit, die nie endet und vergebens ist, bezieht sich der Titel "Die Länge von 1000 Nadeln" der Performance von Josef Nadj, die jetzt anlässlich von "Scene Ungarn in NRW" im Tanzhaus NRW zu sehen war. So merkwürdig wie der Titel war auch das ganze Unternehmen. Begleitet von lauter, live gespielter Musik, die Jazz mit Folklore anreicherte, traten acht Männer auf, die den Zuschauer an dem Entstehungsprozess von Kunst teilnehmen ließen. In Holzblöcke wurden bearbeitete Holzstücke gerammt, Schiefertafeln in Drop-Painting-Manier bearbeitet., der menschliche Körper zur Abklatschtechnik benutzt oder gleich selbst zum Body-Painting verwendet. Der weiße Kreidehirsch aus einer Wandtafel wurde ausgewischt und verwandelte sich anhand einer bäuerlichen Maske zum lebenden Objekt.
Szenisch ist das Ganze in einer Art Werkstattstube angesiedelt. Im Timing perfekt dargeboten wirkte das Stück aufgrund seiner ästhetischen Ausgestaltung so, als sähe der Zuschauer einem Kunstkurs der örtlichen Volkshochschule in Hódmez?vásárhelykutasipuszta in der Mitte des letzten Jahrhunderts bei der Imitation von kunstgeschichtlich relevanten Kunstprozessen zu. Das wirkte zwar mitunter erheiternd, aber ein "ironisch gebrochenes Sinnbild für die gleichzeitige Wandelbarkeit und Zeitlosigkeit von Ritualen", wie der Programmzettel tituliert, wurde die Performance dadurch nicht. Alles Bizarre ist nicht unbedingt surreal, was erheitert noch lange nicht ironisch, Routine wird nicht gleich zum Ritual.
Choreografie, Inszenierung: Josef Nadj/Nagy Jozsef
Komposition, musikalische Leitung: Szilard Mezei
Tanz, Schauspiel: Eniko Buday, Denes Dobrei, Gyula Francia, Peter Gemza, Ishii Junya, Akos Kalmar, Josef Nadj/Nagy Jozsef, Gyork Szakonyi; Live-Musik: Branislav Aksin, Ištvan Cik, Albert Markos, Ervin Malina, Szilard Mezei, Kornel Papišta, Bogdan Rankovic; Licht: Laszlo Dobo, Kostüme: Aleksandra Pešic; Maske: Radivoj Jancic-Braca. Foto: Edvard Molnar
Dauer: 65 Min. ohne Pause
Bis 18.6.2010 im Tanzhaus NRW Düsseldorf