Bertolt Brecht (1898-1956) schrieb „Mutter Courage“ 1938 im schwedischen Exil. Das 1941 in Zürich uraufgeführte Lehrstück soll mit Hilfe von Verfremdungstechniken und der von Brecht begründeten Form des epischen Theaters, die Zuschauer, anstatt sie emotional in eine Illusionswelt der Bühne eintauchen zu lassen, rational fordern. Das Stück zeichnet das Bild einer kapitalistischen Gesellschaft, die es versteht, aus Leid und Not einen Nutzen zu ziehen. Mutter Courage verliert mit jedem Verlust eines ihrer Kinder ein Stück mütterlicher Wärme und gewinnt an wirtschaftlicher Effizienz.
Die Regie hat Turgay Doğan. Der deutsch-türkische Schauspieler, Regisseur und Dramatiker wurde 1974 in Gelsenkirchen geboren. Er lebt in Istanbul und ist Gründer und Autor der Istanbuler Theatergruppe „gnlv“ und Verfasser zahlreicher Theatertexte. Außerdem arbeitet er regelmäßig für das Goethe Institut Istanbul. Turgay Doğan ist als Fernsehschauspieler unter anderem regelmäßig in der ARD zu sehen, in der Krimireihe Mordkommission Istanbul spielt er den Gerichtsmediziner.
Schauspieldirektor Bernhard Stengele sieht die Herausforderung bei der Inszenierung darin, „Mutter Courage“ nicht als musealen Klassiker zu behandeln, sondern als Stück brennenden Zeitgeschehens. Deshalb seine Entscheidung für Turgay Doğan als Regisseur, der die Hälfte seines Lebens in der Türkei verbrachte, die andere in Deutschland, genauer im Ruhrgebiet, das seinen Humor stark prägte. In der Türkei herrscht Bürgerkrieg. In Deutschland die sogenannte Flüchtlingskrise. Beide Länder verdienen am Krieg in Syrien, wie Anna Fierling am 30-jährigen Krieg….
In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges zieht Anne Fierling, genannt Mutter Courage, gemeinsam mit ihren drei Kindern durch Europa und versorgt die Truppen mit Waren. Durch ihren Handel hält sie ihre Familie in der wirtschaftlich schweren Zeit über Wasser. Doch der Krieg fordert auch von Mutter Courage seinen Tribut: Ihren ersten Sohn verliert sie an einen Offizier und wenige Jahre später wird ihr jüngster Sohn in Kriegsgefangenschaft genommen. Noch während die Mutter um die Freilassungssumme verhandelt, wird der Sohn erschossen. Nun muss sie allein mit ihrer stummen Tochter Kattrin gegen die Widrigkeiten des Krieges kämpfen. Betrug, Raub und Misshandlungen haben die beiden Frauen zu ertragen. Je länger der Krieg andauert, desto mehr hält Courage an ihrer Prämisse fest: Der Krieg ist ein Geschäft und Mitleid macht niemanden satt.
Für die Ausstattung zeichnet Lilith-Marie Cremer verantwortlich. Für die Videoarbeit konnte Katrin Köhler gewonnen werden. Die musikalische Leitung hat Olav Kröger inne. Es musizieren Mitglieder des Philharmonischen Orchesters Altenburg-Gera.
In den Rollen: Mutter Courage - Mechthild Scrobanita, Kattrin - Anne Diemer, Yvette Portier - Katerina Papandreou, Schweizerkaas - Ioachim Zarculea, Eilif - Ouelgo Téné, Koch - Thorsten Dara, Feldprediger - Manuel Kressin, Werber/ Hauptmann/ Obrist/ Soldat - Manuel Struffolino, Feldwebel/ Soldat/ Schreiber - Johannes Emmrich.
***
Zwei Männer ganz nackt (Deux hommes tout nus) ist der Titel einer Komödie von Sébastien Thiéry, die ihre deutschsprachige Erstaufführung (Deutsch von Jakob Schumann) am 23. September um 22.30 Uhr in der Bühne am Park Gera erleben wird.
D.h. das Schauspielensemble geht gleich zu Spielzeitbeginn so richtig in die Vollen und schließt an die Premiere von Brechts „Mutter Courage“ am 23. September, um 19.30 Uhr, im Großen Haus eine weitere Premiere an.
Alain Kramer ist schockiert, als er nachmittags nackt in seiner Wohnung erwacht und neben sich seinen Angestellten Nicolas Prioux vorfindet – ebenfalls nackt. Eine Erklärung, wie die beiden Männer in diese Situation geraten sind, haben sie allerdings nicht. Da kommt Alains Frau Cathérine nach Hause. Diese zieht den einzigen, logischen Schluss: Ihr Mann ist schwul und hat sie betrogen. Das kann und will Kramer aber nicht auf sich sitzen lassen. Verzweifelt versucht er nun mit allerlei absurden Einfällen, seine Frau vom Gegenteil zu überzeugen.
Die temporeiche Komödie „Zwei Männer ganz nackt“ führt Homophobie ad absurdum und ist dabei voller Wortwitz und Situationskomik. In der stilvoll eingerichteten Wohnung Kramers, mit Chansons von Juliette Gréco und anderen Stilikonen, entfalten sich die Verwirrungen und Widrigkeiten des wohlsituierten Ehepaares immer wieder auf absurde und amüsante Weise.
Das Stück wurde im September 2014 in Paris uraufgeführt. Der französische Schauspieler und Autor Sébastien Thiéry (*1970) spielte dabei eine der beiden Männerrollen selbst. Dem Titel seines Stückes folgend, hat er im April 2015 einen besonderen Auftritt bei der Verleihung des französischen Theaterpreises Molière geboten: Thiéry trat nackt auf die Bühne und forderte in seiner Rede an die französische Kulturministerin mehr Rechte für Autoren. Dieser Auftritt ist beispielhaft für die Kunst des Autors, wichtige Themen mit einer gehörigen Portion Humor zu bearbeiten.
In der Inszenierung von Schauspieldirektor Bernhard Stengele spielen Bruno Beeke (Kramer),·Ulrich Milde (Prioux), Christiane Nothofer (Cathérine), Öykü Oktay (Junge Frau)·und Olav Kröger (Pianist), der die musikalische Leitung hat. Für Bühne und Kostüme ist Marianne Hollenstein verantwortlich.
Die nächsten Vorstellungen am 24. September 19:30 Uhr und am 2. Oktober 14:30 Uhr
Karten an der Theaterkasse, telefonische Reservierungen unter 0365-8279105, online buchen unter www.tpthueringen.de