Wären da nicht die "anderen". Die in den Augen der Renditejäger "Überflüssigen". Die retten nämlich erst den Jungen und dann die vom großen Geld verseuchte Welt. An vorderster Front der Kämpfenden: Die Alte, die man "die Irre von Chaillot" nennt. Entschlossen, sich die Schönheit des Lebens zurückzuerobern, organisiert sie ein Tribunal: Ein Quartett von Exzentrikern fällt das Urteil über Leben und Tod einer Clique rüder Psychopathen...
Zur Weihnachtszeit ein Märchen aus den Bauklötzen unserer Welt. Mit galligem Happyend: Die auf Men-schen sch**ß*n, erleiden eine finale Klospülung. Sie erwartet tatsächlich der Untergrund - in Gestalt der Kloaken von Paris. Giraudoux erhebt nicht den Zeige-finger; er ist ein Poet, der die Zuschauer verzau-bert: mit einem Traum von Zusammenhalt und Wider-stand in einer Welt, die das Geld anbetet und sich der berühmten "humanen Werte" entledigt hat. Darin verwoben Geschichten von Liebe, Verlust, Sehnsucht, Altern. Eine skurrile, altmodisch-zeitgenössische Geschichte, die nur so strotzt von der Lebendigkeit ihrer kleinen und großen Held*innen.
Jean Giraudoux (1882 – 1944)
Diplomat, Erzähler, Essayist, Dramatiker, Drehbuchautor. Aufgewachsen in der mit-telfranzösischen Provinz. Hochbegabter Schüler (auch in Sport!) und früher Liebha-ber deutscher Kultur. Zwischen 1905 und 1908 bereist er Europa (u. a. mit einem Stipendium an der LMU in München); in Harvard fungiert er als Französischlektor.
▶ Zurück in Paris nimmt er eine Stelle bei der literarischen Zeitschrift Le Matin an und bekommt Kontakt zu Schriftstellern. Schreibt erste Erzählungen. 1910 Eintritt in den Auswärtigen Dienst als Vizekonsul. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird er ein-gezogen. Höchste Auszeichnungen, zweimalige Verwundung, 1916 Entlassung.
▶ Nach dem Ersten Weltkrieg betätigt er sich weiter als Diplomat und Autor von (vor-wiegend) Romanen. Seine Karriere als Dramatiker beginnt erst 1928: Er adaptiert seinen in Deutschland spielenden Roman Siegfried et le Limousin für die Bühne; der große Louis Jouvet inszeniert. Ein neuer Theaterstil ist geboren: "Das poetische Theater der Phantasie und der Sprache" (Georg Hensel). Jouvet animiert ihn zu wei-teren Dramen: Amphitryon 38, Der trojanische Krieg findet nicht statt, Undine - insgesamt wird er 16 schreiben, eines bleibt unvollendet. Einige - wie Die Irre von Chaillot, geschrieben 1943 während der Okkupation - werden posthum (1945) urauf-geführt.
▶ 1940 Ernennung zum Propagandaminister; unter seinen Mitarbeitern: Alf-red Döblin. Wachsende Distanz des germanophilen Autors und Politikers zu Deutsch-land. Seine Stücke sind im besetzten Paris unerwünscht; 1941 tritt er in den Ruhe-stand. Ob er bei der Résistance war, ist umstritten. Im Januar 44 stirbt er, offiziell an einer Lebensmittelvergiftung, wahrscheinlich an Pakreatitis; gerüchteweise wur-de er von der Gestapo vergiftet.
▶ Nach dem Krieg ist er in Deutschland der meist gespielte französische Autor. Man begeistert sich für die phantasievolle Anmut seiner Stücke, ihren Charme, ihre Poesie und Leichtigkeit, die Originalität und Vorliebe des Autors für magische (Sur-)Realitäten, skurrile Typen und schräge Vögel.
- Regie Andreas Seyferth
- Raum Peter Schultze
- Kostüm Johannes Schrödl
- Klangdesign Kai Taschner
- Lichtdesign Jo Hübner
- Übersetzung/Fassung Margrit Carls
- Mit. Arno Friedrich | Claudia Schmidt | Sven Schöcker | Denis Fink | Melda Hazirci | Mario Linder | Timo Alexander Wenzel | Margrit Carls
Silvestervorstellungen 16 und 19 Uhr - Ab 4. Januar bis 17. März jeweils DO, FR, SA | 20 Uhr
Das Bild zeigt: aMarc Chagall, PARIS PAR LA FENÊTRE, © 2017 Artists Rights Society (ARS), New York_ADAGP, Paris