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» Die Helden auf Helgeland« von Henrik Ibsen in Hamburg

Premiere: 06.01.2008 um 20.00 im Deutschen Schauspielhaus, Malersaal

 

»Das Stück spielt in der Zeit von Erik Blutaxt«. Mit diesen Worten beginnt Henrik Ibsens kaum bekanntes Jugendwerk »Nordische Heerfahrt«, das er 1857 im Alter von 29 Jahren vollendete.

Es ist ein Wikingerdrama, ein großes Epos voller Blut, Rache und aufwallenden Gefühlen. Ein Krimi, eine Klamotte, eine große Liebesgeschichte, ein Abenteuerschinken. Es ist Winter; hoher Schnee und Sturm. Die See ist in wilder Aufruhr, als Sigurd der Starke die Küste Helgelands betritt. Zufällig begegnet er dort seinem Widersacher Oernulf von den Fjorden. Sigurd hatte vor vier Jahren dessen Tochter Dagny geraubt und war mit ihr geflohen. Gleichzeitig hatte Gunnar, ein reicher Bauer auf Helgeland, Oernulfs Pflegetochter Hjördis geraubt.

 

Der betrogene Vater will nun endlich Ordnung in die Eheverhältnisse bringen und sich mit seinen Schwiegersöhnen vertragen. Doch Hjördis, Gunnars Frau, steht der Sinn nicht nach Harmonie. Sie ist unglücklich mit ihrem jetzigen Leben, verzweifelt und frustriert an der Seite Gunnars, der ihr schwach und langweilig erscheint. Durch einen Zufall offenbart sich das ganze Drama um den Frauenraub: Hjördis, die als unbezwingbar galt, hatte nur demjenigen Mann ihre Hand versprochen, dem es gelingen würde, einen Eisbären zu töten. Sigurd, der seinem Freund Gunnar helfen wollte, verkleidete sich, tötete das Ungeheuer, und so vermählte sich Hjördis mit dem Falschen, dem Schwachen, während Sigurd Dagny heiratete. Erfüllt von Hass, Stolz und bitterer Enttäuschung, beginnt Hjördis nach der Offenbarung dieser Täuschung ihren persönlichen Rachefeldzug...

 

Ibsen hat den Stoff der nordischen Wölsungasaga entnommen, die mit dem Nibelungenlied verwandt ist. Dieses nationale Epos voll archaischer Kraft trifft auf Ibsens psychologisches Feingefühl. Aus den riesenhaften Verhältnissen und Vorgängen der Volkssage schält der Meisterpsychologe menschliche Dimensionen heraus. »Ich hatte die Absicht, unser Leben in der alten Zeit, nicht unsere Sagenwelt darzustellen «, schrieb Ibsen. Die Geschichte funktioniert hier als Spiegel des modernen Menschen. »Die Helden haben ausgespielt«, erklärte einst Einar Schleef. Aber ist das wirklich so? In einer Welt, die immer unübersichtlicher wird, ist die Sehnsucht groß nach starken Vorbildern, Menschen, die wissen, wo es lang geht. Ibsens Helden von Helgeland befinden sich an eben jener Schwelle zwischen vorbestimmtem Schicksal und individueller Suche. In einem existenziellen Kampf versuchen sie die Grenzen ihrer persönlichen Freiheit auszuloten und scheitern doch an den gesellschaftlichen Verhältnissen. »In unseren Zeiten soll alles frei sein – ja, man soll frei sein, selbst wo man sich gar nicht drum schert, man soll frei sein, sonst schlagen sie einen wohl tot«, bringt Sören Kierkegaard das Dilemma des modernen Menschen auf den Punkt. Vor lauter Freiheit keine Lösung? Echte Helden braucht das Land!

 

Die Helden auf Helgeland im Second Life

Das Schauspielhaus begibt sich mit der Produktion »Die Helden auf Helgeland« als eines der ersten Theater weltweit live in die virtuelle Welt des Second Life. Die Schauspieler werden auf zwei Ebenen spielen: einmal »echt« auf der Bühne des Malersaal und dazu virtuell, als Avatare im Second Life.

In diesem Blog schreiben Milan und Michael, die für den virtuellen Teil der Produktion zuständig sind, über ihre Arbeit.

 

Roger Vontobel wurde 1977 geboren, studierte Regie in Hamburg. Seine Studienproduktion von Lessings »[fi'lo:tas]« sowie seine Deutung von Kleists »Hermannsschlacht« (Theaterhaus Jena) wurden zum Festival »Impulse « eingeladen. Roger Vontobel arbeitet u.a. am Staatstheater Stuttgart, am Grillo-Theater in Essen und an den Münchner Kammerspielen. Am Schauspielhaus inszenierte er die Uraufführung von Juli Zehs Roman »Spieltrieb«, in Koproduktion mit den Salzburger Festspielen »Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung« sowie die Uraufführung von »Me and You and the EU«. 2006 wurde Roger Vontobel zum Nachwuchsregisseur des Jahres gekürt und erhielt den Bensheimer Nachwuchspreis für Regie.

 

Regie: Roger Vontobel

Bühne: Claudia Rohner

Kostüme: Nadine Grellinger

Virtuelle Realisation: two antennas

Licht: Boris Preuschmann

Dramaturgie: Nicola Bramkamp

Mit: Hans-Caspar Gattiker*, Janning Kahnert, Julia Nachtmann, Jana Schulz, Jürgen Uter, Martin Wolf

 

Vorstellungen:

07.01.2008 20.00 Karten bestellen

24.01.2008 20.00 Karten bestellen

25.01.2008 20.00 Karten bestellen

26.01.2008 20.00 Karten bestellen

07.02.2008 20.00 Karten bestellen

10.02.2008 20.00 Karten bestellen

 

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