Im Streit um den Thron von Theben haben sich die Königssöhne Eteokles und Polyneikes gegenseitig umgebracht. Nun hat Kreon, der neue König, Eteokles als Verteidiger der Stadt ehrenvoll bestatten lassen. Die Beerdigung der Leiche des Angreifers Polyneikes verbietet er dagegen bei Todesstrafe.
Davon unbeeindruckt, versucht Antigone ihren Bruder Polyneikes gemäß den traditionellen religiösen Vorschriften zu bestatten, damit der Leichnam nicht von wilden Tieren zerfleischt wird. Durch diesen Akt zivilen Ungehorsams stellt sie sich gegen das geltende Recht. Unverzüglich spricht Kreon das Todesurteil aus, obwohl Antigone die Verlobte seines Sohnes Hämon ist. Auf der Grundlage der Übersetzung von Friedrich Hölderlin hat Bertolt Brecht 1948 die antike Tragödie aktualisiert:
Bertolt Brecht, ein Bühnenklassiker der jüngeren Theaterliteratur schlechthin: zahlreiche Themen hat er aufgegriffen und diese Stoffe auch bearbeitet. Einer davon ist „Antigone“. Mit der Bearbeitung des Stoffes des großen antiken griechischen Tragödiendichters Sophokles, gab Brecht diesem eine sehr zeitgenössisch Interpretation. Der machtlose Mensch wird nicht durch sein Schicksal vernichtet, das als Instanz über ihm schwebt, das Schicksal des Menschen ist der Mensch selbst. Die Uraufführung der „Antigone des Sophokles“ fand 1948 am Stadttheater Chur, Schweiz, statt. Die Regie lag dabei in Händen von Bertolt Brecht und Caspar Neher.
Das Theater und Orchester Heidelberg zeigt mit dieser Neuinszenierung, die vom Land Baden-Württemberg gefördert wurde, eine internationale Koproduktion. Es arbeiten dabei Künstler von Theatern aus drei europäischen Ländern zusammen. Dabei sind das Deutsche Staatstheater Temeswar, das Nationaltheater Luxemburg, die Ruhrfestspiele Recklinghausen - eines der renommiertesten Theaterfestivals in Deutschland - das Theater Heidelberg sowie TARTproduktion Stuttgart. Es spielen: Oana Vidoni (Antigone, Rumänien), Nickel Bösenberg (Kreon, Deutschland), Olga Török (Ismene, Rumänien), Steffen Gangloff (Hämon, Deutschland), Germain Wagner (Teresias, Luxemburg), Pascale Noé Adam (Wächer/Bote, Luxemburg), Dana Borteanu (Sängerin, Rumänien).
Die Regie bei diesem Projekt übernahm Bernhard Eusterschulte, der Theaterwissenschaft, Philosophie und Germanistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München studierte. Diesem schloss er ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste München an. 1999 gründeten Johanna Niedermüller und er die freie TARTproduktion Stuttgart. Eusterschulte arbeitete mit Lehrverpflichtung als künstlerischer Mitarbeiter des Rektors Prof. Ben Willikens an der Akademie der Bildenden Künste München. Seit 2005 lebt und arbeitet er als freischaffender Regisseur, Raumbildner und Dramaturg in Stuttgart.
Die Inszenierung ist vom 31. Januar bis 03. Februar 2018 im Alten Saal des Heidelberger Theaters zu erleben. - Weitere Informationen und Tickets: www.theaterheidelberg.de; 06221/5820.000
Die internationale Koproduktion wurde vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gefördert.