Der Zuschauer wird Zeuge eines seltsamen, sich offenbar wiederholenden Rituals. Mit verteilten Rollen führen die drei Männer ein Stück auf, das Dinny geschrieben hat und selber inszeniert, und in dem er einen Teil seines Lebens erzählt. Er tut dies mit den Mitteln der Farce: Groben Übertreibungen, schnellen Kostümwechseln und in hohem Tempo. Immer wieder unterbrechen die drei Männer ihr Spiel und langsam wird klar, dass die Handlung einer dauernden Veränderung unterliegt, dass Dinny die eigene Lebensgeschichte immer wieder neu erfindet. Als plötzlich eine junge Verkäuferin vom Supermarkt um die
Ecke ungewollt in das farcenhafte Spiel hineinrutscht, eskaliert die Situation.
Zentrales Thema ist dabei die Flucht von Cork (Irland) nach London. Langsam kristallisiert sich im Laufe der Aufführung die wahre Identität von Dinny heraus: Er ist nicht ein erfolgreicher Hirnchirurg, der wegen Erbschaftsstreitigkeiten mit seinem Bruder die Heimat verlassen hat: Dinny ist ein Arbeiter, der gegenüber seiner Familie gewalttätig wurde und aus Angst um sein Leben aus der Heimat fliehen musste.
Der in London lebende Ire Walsh zeigt in seinem neuen Stück die Sehnsucht nach der Heimat und den Wunsch, sich eine andere Vergangenheit basteln zu können. Es geht um das (Er-)Finden der eigenen Biografie, um narrative Identität, und nicht zuletzt um die Suche nach der Wahrheit.
Inszenierung: Erich Sidler
Bühne/Kostüme: Gregor Müller
Musik: Philipp Ludwig Stangl
Dinny: Jürgen Hartmann
Sean: Andri Schenardi
Blake: Sebastian Edtbauer
Hayley: Lucy Wirth