Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Deutsche Erstaufführung: VERKÄUFER von Edoardo Erba, Landesbühne Niedersachsen NordDeutsche Erstaufführung: VERKÄUFER von Edoardo Erba, Landesbühne...Deutsche Erstaufführung:...

Deutsche Erstaufführung: VERKÄUFER von Edoardo Erba, Landesbühne Niedersachsen Nord

Premiere 29. Oktober 2011, um 20 Uhr im Stadttheater Wilhelmshaven. -----

Der Markt ist knallhart. Auch wenn es um das Verkaufen von Weichspüler geht. Und weil Brigo in diesem Sektor weit hinter seinem Soll zurückbleibt, muss sich die Firma leider von ihm trennen.

Verschlankungsmaßnahmen im Zuge der Umstrukturierung, neue Firmenideologie, frisches Personal. Pech für Brigo, dass er Frau und Kind zu versorgen hat, aber im Betrieb zählt schließlich nicht das

„Ich“, sondern das große „Wir“.

 

Edoardo Erba zeichnet in dieser schwarzen Satire eine lebensnahe Karikatur des verbissenen Kampfes um Gewinnsteigerung und entlarvt mit ironischer Schärfe die perversen Machtspiele unserer Leistungsgesellschaft: Der Markt als eine Spirale der Erniedrigung, in der jeder als Verkäufer seiner selbst agiert. Ein hochaktuelles, gesellschaftsnahes Stück mit allerhand Diskussionsstoff: Welchen Macht- und Abhängigkeitsverhältnissen sind wir im Leben ausgesetzt? Wie schützt man sich davor, im „großen Haifischbecken“ der Berufswelt unterzugehen? Wenn der Beruf zur obersten Priorität wird und nur noch der Erfolg zählt, wird bis zur Selbstaufgabe geackert – Volkskrankheit „Burn-Out“ lässt grüßen …

 

Da findet Privatleben nicht mehr statt und wenn doch, dann lässt auch hier der Leistungs- und Erwartungsdruck nicht ab: im Gegenteil. In Verkäufer heißt das: Brigo ringt mit einem Minderwertigkeitskomplex und seiner unbefriedigten Ehefrau. Monti fürchtet sich vor dem finanziellen Ruin. Cozza muss sein Schwulsein undercover ausleben ...

 

Als Brigo aus Verzweiflung eine Dose Pillen schluckt, hebt mit seinen Halluzinationen das ganze Stück ins Absurde ab: Brigos Frau avanciert zu Montis Domina, Monti zu Gottes Richter über die suizidbereite Tunte Cozza, während Shon sich als Chauffeur einer drogensüchtigen Weichspüler-Konsumentin wieder

findet. Ist das die Rache der Phantasie am System? Zu real für Fiktion und zu absurd für die Realität: Willkommen in der Welt der Verkäufer.

 

Der Autor Edoardo Erba wurde 1954 in Pavia nahe Mailand geboren. Er studierte an der Universität Pavia und am Piccolo Teatro in Mailand. Erba ist mit der Schauspieleri Maria Amelia Monti verheiratet, mit der er zwei Kinder hat. Sein derzeitiger Lebensmittelpunkt ist Rom. Seine Stücke wurden auf den wichtigsten Festivals Italiens gezeigt (Biennale, Todi-Festival, Tarormina-Festival, Montepulciano-Festival) und in vielen namhaften Theatern Italiens aufgeführt. Erba wurde mit den bedeutendsten Preisen für italienische Dramatik ausgezeichnet (Olimpici del Teatro, Riccione, Idi, Candoni, Salerno). „New York Marathon“, sein bekanntestes Werk, ist bereits in 14 Sprachen erschienen und in sechs Ländern publiziert worden. Des Weiteren hat Edoardo Erba auch Hör- und Fernsehspiele geschrieben sowie Sketche und Sitcoms.

 

Inszeniert wird diese deutschsprachige Erstaufführung von Jan Steinbach, der mit seiner Inszenierung von Johann Wolfgang von Goethes Stella 2010 für den deutschen Theaterpreis „Der Faust“ in der Kategorie „Beste Regie“ nominiert war.

 

Regie  Jan Steinbach

Bühne & Kostüme  Frank Albert

Dramaturgie  Annabelle Schäll

Regieassistentin  Jannika Webs

Souffleuse  Vera Ducci

Inspizient  Michael Mollenhauer

 

Brigo  Sven Brormann

Monti  Johannes Simons

Cozza  Gernot Schmidt

Gloria  Amélie Miloy

Shon  Aom Flury

Chiara  Wibke Quast

 

Spieltermine im Stadttheater Wilhelmshaven:

Sa., 05.11.2011 / 20.00 Uhr

Fr., 18.11.2011 / 20.00 Uhr

Mi., 30.11.2011 / 20.00 Uhr

Spieltermine im Spielgebiet

Di., 08.11.2011 / 19.30 Uhr / Kurtheater Norderney

Mo., 21.11.2011 / 19.30 Uhr / Theater an der Blinke Leer

Mi., 23.11.2011 / 19.30 Uhr / Stadthalle Aurich

Fr., 02.12.2011 / 20.00 Uhr / Theater am Dannhalm Jever

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 16 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

NICHT AUF DEN LITURGISCHEN BEREICH BESCHRÄNKT --- Bruckners e-Moll-Messe und Motetten bei BR Klassik

Anders als die frühe d-Moll-Messe blieb die 1866 in Linz komponierte e-Moll-Messe nicht auf den liturgischen Bereich beschränkt. Die alten Kirchentonarten stehen bei der Messe in e-Moll von Anton…

Von: ALEXANDER WALTHER

GLUT UND FEUER -- Jubiläumskonzert 40 Jahre Kammersinfonie im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

1984 wurde dieser für die Region so bedeutende Klangkörper von Peter Wallinger gegründet. Unter der inspirierenden Leitung von Peter Wallinger (der unter anderem bei Sergiu Celibidache studierte)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT LEIDENSCHAFTLICHEM ÜBERSCHWANG -- Richard Wagners "Walküre" mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra konzertant im Festspielhaus/BADEN-BADEN

Wagner hatte die Komposition der "Walküre" im Sommer 1854 begonnen, noch vor der Vollendung der "Rheingold"-Partitur. Der Dirigent Yannick Nezet-Seguin begreift mit dem vorzüglich disponierten…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUFSTAND DER UNTERDRÜCKTEN -- "Farm der Tiere von George Orwell im Schauspielhaus Stuttgart

"Kein Tier in England ist frei!" So lautet das seltsame Motto von George Orwells "Farm der Tiere", die wie "1984" auch irgendwie eine seltsame Zukunftsvision ist. Die Tiere wie Hunde, Hühner, Schafe…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑