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Deutsche Erstaufführung der Oper "Swanhunter" von Jonathan Dove, Städtische Theater Chemnitz

Premiere: 3. Dezember 2011, 18.00 Uhr im Opernhaus. -----

„Warum in die Oper gehen, wenn man einen gemütlichen Abend bei einem World of Warcraft- oder Counterstrike-Spielchen verbringen kann? Die Antwort ist einfach: Weil man bei ‚Swanhunter‘ in eine Welt eintauchen kann, die krasser ist als alles, was man in Computer- oder Onlinespielen erleben kann.

 

Der Gegner wird nicht einfach besiegt, sondern getötet, zerhackt, das Fleisch wird vom Knochen geschält und in den Todesfluss geworfen. Vorher gibt es Level für Level immer stärkere Gegner wie den Teufelselch oder das Feuerpferd, die mehr an Kriegsmaschinen aus einer Steampunkwelt erinnern als an nette Tiere aus der finnischen Mythologie. Der Held Lemminkainen ist aus härterem Holz geschnitzt als andere Heldentenöre wie Siegfried und Tamino. Er bewegt sich jenseits von Gut und Böse, und selbst Tod und totale Vernichtung kann er – mit etwas Hilfe seiner Mutter – überwinden.“

Jürgen R. Weber

 

Die Vorlage

„Swanhunter“ wurde von dem großen finnischen „Kalevala“-Epos inspiriert. Das „Kalevala“ wurde im 19. Jahrhundert von Elias Lönnrot auf der Grundlage von mündlich überlieferter finnischer Mythologie niedergeschrieben. Es ist eines der wichtigsten und einflussreichsten Bücher in der finnischen Geschichte und wurde oft als Grundlage für Kunst, Musik, Tanz und Theater benutzt. Die Magie des „Kalevala“ beruht auf den speziellen altnordischen Gesängen.

 

Der Textdichter Alasdair Middleton

britischer Schriftsteller und Librettist, hat sich vor allem als Textautor für Opern einen Namen gemacht. Aus seiner Feder stammen Libretti für „The Opera Group“ London. Mehrere Opern entstanden in Zusammenarbeit mit Jonathan Dove, darunter die erfolgreiche Familienoper „Pinocchios Abenteuer“. Ein weiterer wichtiger Arbeitspartner für Alasdair Middleton ist der Komponist Matthew King, mit dem er u. a. die mit dem Royal Philharmonic Society Award ausgezeichnete Oper „On London Fields“ schrieb. Darüber hinaus unterrichtet Middleton an der School of Music and Drama in London.

 

Der Komponist Jonathan Dove

wurde 1959 als Sohn eines Architektenehepaars in London geboren. Seine ersten musikalischen Erfahrungen sammelte er an Klavier, Orgel und Bratsche. Er war Kompositionsschüler von Robin Holloway in Cambridge und begann nach dem Diplom eine Karriere als Liedbegleiter, Repetitor, Animateur und Arrangeur. 1987 assistierte er bei einem Opernprojekt in Glyndebourne. Dort erhielt er erstmals die Gelegenheit, durch einen Kompositionsauftrag sein professionelles Können unter Beweis zu stellen. Mit der Flughafenkomödie „Flight“, einem Auftragswerk der Glyndebourne Touring Opera, schaffte er 1998 den internationalen Durchbruch. Inzwischen umfasst sein Werkkatalog mehr als zwanzig erfolgreiche Opern. Darunter ist auch die 2007 durch die Opera North in Leeds uraufgeführte Familienoper „Pinocchios Abenteuer“, die in Chemnitz 2008 ihre Deutsche Erstaufführung erlebte und zum faszinierenden Spektakel für Groß und Klein wurde. Dieses Werk wurde 2009 mit dem British Composer Award für Bühnenstücke ausgezeichnet. Eine ganze Reihe von Chor- und Orchesterwerken sowie mehrer Instrumentalkonzerte komplettieren das umfangreiche Oeuvre des Komponisten. Trotz seiner Vorliebe für musikalische Breitenwirkung hat Dove mehrere kammermusikalische Werke von großer Intimität und musikalischer Dichte geschaffen. Darüber hinaus widmet er sich auch der Schauspielmusik. 2008 erhielt Jonathan Dove den Ivor Novello Preis für klassische Musik.

 

Die Musik

Ausgehend von den magischen Geschichten des „Kalevala“, die „gesungen werden wollen“, so der Librettist Alasdair Middleton, hat Jonathan Dove ein Stück für sechs Sänger und sechs Musiker geschrieben, indem die Magie des Gesanges eine große Rolle spielt. Verschiedene Arten des Singens, von den tiefsten Tönen des Todes bis zu den höchsten des Schwanes, sind zu hören. Unterstützt werden die Sänger von den facettenreichen Klangfarben der Instrumente, die den heroischen Wikinger-Hornruf Lemminkainens genauso gut darstellen können wie die trappelnden Hufe bei der wilden Jagd, das poetische Portrait von Lemminkainens Traummädchen und die düsteren Klänge des Todesflusses.

 

Der „Swanhunter“-Blog

Kostüme aus Wellpappe haben die Sänger „eher stranguliert als umkleidet“ und müssen durch neue Entwürfe versetzt werden. Teufelspferd und Teufelselch, mit denen der junge Held Lemminkainen zu kämpfen hat, sind in den Chemnitzer Theaterwerkstätten fertig geworden und zum Probeneinsatz bereit. Eine Schulklasse war zu Besuch; die Kinder saßen mit großen Augen da und waren fasziniert. – Das sind nur drei Impressionen aus dem Probentagebuch des Regisseurs Jürgen R. Weber, mit denen er seinen „Swanhunter“-Blog füttert, zu finden unter swanhunter.wordpress.com.

 

Musikalische Leitung: Domonkos Héja

Inszenierung, Ausstattung und Choreografie: Jürgen R. Weber

Video Artist: Devon Elise Atkins

Akrobatik und Pyroeffekte: Felix Häckell

 

Besetzung: Michael Heim (Lemminkainen), Tiina Penttinen (Mutter), Guibee Yang (Schwan / Chorus), Monica Brett-Crowther (Louhi / Chorus), André Riemer (1. Hund / Feuchtmütze / Tods Sohn / Chorus) und Martin Gäbler (2. Hund / Tod / Schmied / Chorus)

 

 

 

 

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