Das Puppentheater Bautzen war und ist die einzige Bühne, die konsequent in zwei Sprachen spielt. Die erste Neuinszenierung - „Meister Krabat“ – hatte am 5. Juni 1961 zuerst in sorbischer, fünf Wochen später auch in deutscher Sprache Premiere. Drei der vier Spieler hatten sorbische Wurzeln. "Nitka Witka" - die sorbische Kasperfigur war von Anfang an dabei.
Durch die Fusion mit dem Stadttheater Bautzen wurde die Puppenbühne 1963 Sparte des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters. Bald begann eine enge Zusammenarbeit mit Puppentheatern in Polen und der Tschechoslowakei. Das Repertoire und die Spieltechniken erfuhren eine Erweiterung. 1969 konnte eine feste Spielstätte in einem ehemaligen Kino im Lauengraben bezogen werden. 1970 starb Herbert Ritscher überraschend. Seit 1976 wurde auch ein Spielplan für Erwachsene aufgebaut. Von 1993 bis 2003 war das Theater in einer ehemaligen Kaserne untergebracht. Mit dem Einzug auf der Ortenburg im Jahre 2003 erhielt das Puppentheater mit dem Burgtheater eines der modernsten Theatergebäude der Republik.
Gespielt werden Märchen, Geschichten, klassische Theaterstücke und natürlich weiterhin Marionettentheater, für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, im Burgtheater, aber auch in der gesamten Lausitz. Und - die Inszenierungen sind in ober- und niedersorbischer und in deutscher Sprache zu erleben. Das Bautzener Puppentheater gastiert neben seinem regulären Spielplan auch im In- und Ausland, hat Preise gewonnen und ist vor allem bei seinem Publikum beliebt. Ein Grund zum Feiern! Und im Mai 2021 wird gefeiert. Zum 60. Geburtstag soll es nicht nur eine Festwoche geben, sondern auch das 8. Sächsische Puppentheatertreffen (20. bis 22. Mai 2021) und ein Deutsch-Polnisches open air Puppentheaterfestival (27. bis 30. Mai)
Sachsen ist seit jeher ein Zentrum des Puppenspiels. Bereits im 16. Jahrhundert reisten Gaukler mit ihren Figurentheatern durch das Kurfürstentum und führten biblische Stoffe auf. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts verbreitete sich auch die Marionette in Sachsen. Als die Kurfürsten im 18. Jahrhundert das Maronettenspiel verboten, weil sie die Marionette zusehends als Bedrohung der öffentlichen Ordnung betrachteten, erreichten sie damit das Gegenteil. Das Marionettentheater in Sachsen blühte auf. Um 1900 gab es 150 Marionettenbühnen. 1950/51 entstanden nach dem Vorbild des Zentralen Moskauer Puppentheater von Sergej Obraszow die ersten kommunalen Puppentheater der DDR und die Puppentheatersammlung in Dresden, die seitdem deren Entwicklung dokumentiert.