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"Des Esels Schatten" in Münster

Premiere 28. März 2008 um 19.30 Uhr, Kleines Haus der Städtischen Bühnen

Musik von Richard Strauss, instrumentiert und ergänzt von Karl Haussner, Text von Hans Adler nach Christoph Martin Wielands Roman „Die Abderiten

 

Richard Strauss’ (1864–1949) komponierte sein letztes musikalisches Bühnenwerk „Des Esels Schatten“ (1947–49) für die „Buben“ des Klostergymnasiums Ettal, wo sein jüngster Enkel zu dieser Zeit selbst Schüler war.

 

Der Direktor des Gymnasiums wünschte sich „die Aufführung musikalisch hoch stehender Stücke durch die Schüler selbst“. Was liegt also näher, als diese Komposition in einem solchen Projekt in Münster gemeinsam auf die Bühne zu bringen.

 

Christoph Martin Wielands IV. Buch „Der Prozess um des Esels Schatten“ aus seinem satirischen Roman „Geschichte der Abderiten“ (1774–80) bildet die Grundlage für Strauss’ Komödie mit Musik. Ort der Handlung ist Abdera in Thrakien im 5. Jahrhundert vor Christus. In Abdera, dem antiken Schilda, trug sich folgende Begebenheit zu: Ein Zahnarzt mietet sich einen Esel samt Treiber, um einen benachbarten Markt aufzusuchen. In der Mittagshitze will er rasten und ein wenig im Schatten des Esels ausruhen, aber: „So haben wir nicht gehandelt!“ protestiert der Besitzer des Esels und fordert für die Inanspruchnahme des Schattens eine zusätzliche Entlohnung. „Der Schatten geht mit dem Esel, das versteht sich“ ist die Meinung des Arztes und er verweigert die Extrabezahlung. Die Gegensätze sind unüberwindlich, kleiner Anlass große Wirkung: der Streit geht vor Gericht, zieht immer weitere Kreise, schlägt immer höhere Wellen. Die höchsten Priester mischen sich ein, die Einwohnerschaft der Stadt Abdera ist gespalten. Esel oder Schatten? Wer bekommt Recht? Der Streit um des Esels Schatten droht das gesamte Gemeinwohl Abderas in Gefahr zu bringen ...

 

Christoph Martin Wieland (1733–1813) nutzt das Motiv von den Schildbürgern der Antike zu einer „idealisierten Komposition der Albernheiten und Narrheiten des ganzen Menschengeschlechts, besonders unserer Nation und Zeit“. So entsteht eine Geschichtsdichtung, die mit ironischem Witz Unvernunft, Gewinnstreben, und Korruption ebenso kritisch beleuchtet, wie die oft unheilige Allianz von Justiz, Politik und Religion.

 

Zum achten Mal in Folge steht eine Produktion des Theaterjugendorchesters auf dem Spielplan der Städtischen Bühnen Münster, eine Kooperation mit der Westfälischen Schule für Musik. Unter Anleitung von Orchestermusikern des Sinfonieorchesters Münster können junge Instrumentalisten unter professionellen Bedingungen an einer Musiktheaterproduktion mitwirken.

 

Musikalische Leitung: Peter Meiser

Regie: Markus Kopf

Bühne: Anna Kirschstein

Kostüme: Kerstin Bayer

Choreinstudierung: Donka Miteva

Dramaturgie: Christina Lahmann

 

Mitwirkende:

Judith Gennrich (Krobyle), Annette Johansson (Gorgo); Frank Göbel (Polyphonus), Philip Gregor Grüneberg (Agathyrsus), Donald Rutherford (Kenteterion), Christian-Kai Sander (Physignatus), Marek Sarnowski (Strobylus), Kay Uwe Schöler (Struthion), Jaroslaw Sielicki (Philippides), Thomas Stückemann (Antrax)

 

Chor der Städtischen Bühnen; Theaterjugendorchester

 

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