Unbemerkt sind sie die Versuchskaninchen innerhalb eines Forschungsprojektes geworden, dessen Ziel die Ergründung der menschlichen Liebesfähigkeit ist. Doch wie in der Liebe sind bei diesem Experiment Glück und Leid nicht weit voneinander entfernt und so wird aus amüsantem Spiel bald Ernst...
„La Dispute“, das man am 19. Oktober 1744 [an der Comédie Française] hinter „Manlius" von La Fosse erstmals zeigte, wurde so heftig ausgepfiffen, dass Marivaux gezwungen war, es schon am folgenden Tag zurückzuziehen. Als es 1938 [!] wiederaufgeführt wurde, stiess das Stück bei der Theaterkritik auf mehr Interesse als beim Publikum. Unter Einschluss der letzten Vorstellung (1967) ist "La Dispute" an der Comédie nur 25mal aufgeführt worden. Allerdings erlebte diese hübsche Komödie wenig später doch noch ihren Durchbruch: Patrice Chéreau inszeniert, wurde sie 1973 (…) zum grössten Theaterereignis der Saison. Die Thematik von der wahrheit der Liebe innerhalb einer durch starre Normen geregelten gesellschaft wurde durch die Inszenierung, die noch immer als beispielhaft gilt, in ihrem Symbolgehalt deutlich vor Augen geführt.» (Aus: «Marivaux in der Comédie Française» von Noëlle Guibert)
Die Übersetzung
Gespielt wird die Fassung von Peter Stein. Er erarbeitete die Übersetzung für
seine Premiere am 3.11.1981 an der Schaubühne am Lehniner Platz Berlin.
„Der inhaltliche Verlauf überrascht weit weniger als die flotte Sprache, die die
Distanz zur Textentstehung vor rund 270 Jahren überwindet“, schrieben noch
im Jahr 2003 die Badischen Neuesten Nachrichten über Peter Steins Schaubühnen-Fassung von Marivaux’ „Der Streit“. Und in der Frankfurter Rundschau hieß es anlässlich der Premiere der Stein-Fassung am schauspielfrankfurt 2004: „Gespielt wird in der flüssigen, auf unnötige
sprachliche Modernismen verzichtenden Übertragung Peter Steins.“
Pierre Carlet Chamblain de Marivaux wurde am 4. Februar 1688 in Paris als
Sohn eines mittleren Beamten geboren. Die Jugendjahre ab 12 verlebte er in
Riom, wo er sein erstes Stück und einen ersten Roman verfasste. Mit 22 kehrte er mit diesem Roman im Gepäck zurück nach Paris und schrieb sich für das Jurastudium ein. Der bekannte Frühaufklärer Fontenelle las seinen Roman
und führte ihn in die Pariser Salons ein, in denen seine geistvolle Art zu
schreiben sehr gut ankam. Die Herkunft des von ihm ab 1716 verwendeten
Namens de Marivaux ist dunkel; der in Literaturgeschichten oder Literaturlexika zu findende Name de Chamblain war eigentlich der seines älteren Cousins, ein bekannter Architekt, und wurde von ihm selbst nur gelegentlich benutzt.
Als 1720 die spekulativ überbewerteten Aktien der Compagnie de l'Occident,
einer Bank- und Handelsgesellschaft in die Pierre sein gesamtes Vermögen
gesteckt hatte, in den Keller gingen, waren Marivaux, seine Frau und seine
1718 geborene Tochter über Nacht arme Leute. Er machte zwar noch sein
Jura-Examen, begann aber keine Anwaltskarriere, sondern schrieb fleißig Theaterstücke, mit denen er relativ rasch Erfolg hatte. Seine thematische Vorliebe war die Schilderung des unabwendbaren Verliebens zweier Menschen, die zunächst durch Standesgrenzen getrennt zu sein scheinen, sich dann aber
durchaus als passend erweisen; z. B. "Die Liebesüberraschung" (La Surprise de l'amour, 1722) oder "Die Unbeständigkeit der Liebe" (La double inconstance, 1723). 1742 wurde er zu einem leitenden Mitglied der Académie Française ernannt, was ihm eine Dienstwohnung, adelsähnliche Privilegien und erfreuliche Prestigemöglichkeiten verschafft. Marivaux starb am 12. Februar 1763 in Paris.
Deutsch von Peter Stein
Regie Philipp Jescheck
Bühne David Hohmann
Kostüme Anna Rehm
Licht Günther E. Weiß
Musik Andreas Imhof
Dramaturgie Kilian Engels
Regieassistenz Manuel Braun
Ausstattungsassistenz Silvia Maradea
Inspizienz Christian Schmitz-Linnartz
Souffleuse Gertrud Kuik
In den Rollen:
Der Prinz/Mesrou Jean-Luc Bubert
Hermiane/Carise Sophie Wendt
Eglé Xenia Tiling
Azor Robin Sondermann
Adine Kristina Pauls
Mesrin Justin Mühlenhardt
Dina Lenja Schultze
Meslis Tobias Schormann