In all diesen Fällen wird man „verurteilt“, ohne dass man vorher die Chance gehabt hätte, gehört zu werden, geschweige denn sich in einem rechtsstaatlichen Verfahren zu verteidigen.
Nach Interrobangs Big-Data-Spiel „To Like or Not to Like“, das sie in der Spielzeit 2014/15 in der Residenz realisierten, bei dem mithilfe des Publikums und von selbst geschriebenen Computerprogrammen eine Datensammlung erstellt und ausgewertet wurde, widmen sich Interrobang in ihrem neuen Projekt „Der Prozess 2.0“ einer ganz spezifischen Facette unserer digitalen Zukunft: der juristischen Dimension des digitalisierten Menschen. Welche Rechte hat der digital gewordene Mensch? Welches Recht gilt (noch) und für wen? Was sind die Menschenrechte der Zukunft? Welche Rechte und Freiheiten hat ein Mensch, wenn sich aus der Analyse seiner Datenschatten immer weitreichendere Rückschlüsse auf sein Verhalten ziehen lassen und diese Rückschlüsse wiederum Auswirkungen auf Grundrechte, Reisefreiheit und Versicherungsschutz haben? Das Ich der Zukunft ist — ganz ähnlich wie in Kafkas Roman — durchschaubar und verdächtig, ohne etwas „Böses“ getan zu haben.
"Der Prozess 2.0“ errichtet ein undurchschaubares Labyrinth aus Vermutungen, Verdächtigungen und obskuren Verfahrensweisen: ein installatives Theaterlabyrinth, durch das sich die ZuschauerInnen — jede/r in der „Rolle“ des Josef K. — hindurchnavigieren.
Von und mit: Till Müller-Klug, Nina Tecklenburg, Lajos Talamonti, Elisabeth Lindig, Dramaturgie: Kaja Jakstat, Bühne und Kostüm: Sandra Fox, Musik: Friedrich Greiling
Eine Koproduktion von Interrobang mit Sophiensaelen Berlin und Schauspiel Leipzig. In Kooperation mit Schwankhalle Bremen. Gefördert durch den Regierenden Bürgermeister von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten und den Fonds Darstellende Künste e.V. und die Rudolf Augstein Stiftung.
Weitere Vorstellungen am 20., 21. und 28.9., jeweils um 20 Uhr