Alceste hat genug: Genug von der Oberflächlichkeit seiner Mitmenschen, genug von ihrer Heuchelei und ihren Lügen, genug von dem ständigen Bedürfnis, zu gefallen. «Ich hasse alle, alle», gibt er zu Protokoll und beschliesst, sein Leben fortan ganz der gnadenlosen Ehrlichkeit hinzugeben, um so seinem Ideal einer unerbittlichen Aufrichtigkeit gerecht zu werden. Doch mit diesem Verhalten stösst der masslos missmutige Melancholiker bald so manchen vor den Kopf und macht sich unbeliebt bei Freund und Feind. Zu allem Überfluss sieht er sich auch noch mit dem unkontrollierbarsten aller Gefühle konfrontiert, der Liebe: Wider alle Vernunft verliebt er sich ausgerechnet in die schöne, junge Célimène, die all das verkörpert, was er verachtet. Ihr Kokettieren mit anderen Männern treibt Alceste in tiefe Verzweiflung und so verstrickt er sich zusehends in höchst komische innere Widersprüche.
In der 1666 uraufgeführten Komödie «Der Menschenfeind» zeigt der französische Dramatiker Molière meisterhaft und äusserst unterhaltsam die Leiden eines geradezu wahnhaften und äusserst anspruchsvollen Idealisten. Dabei ist der Menschenfeind Alceste keineswegs eine bösartige Figur; Molière zeichnet ihn vielmehr als einen Menschen, der an der Geistlosigkeit der höheren Gesellschaft zu zerbrechen droht und sich nur durch die Flucht in die Einsamkeit zu helfen weiss – «Am liebsten möcht ich in die letzte Wüste gehn / Um keinen Menschen mehr zu sehn.» Das Stück gilt als eines der persönlichsten Werke Molières: Nicht nur spielte er die Titelrolle bei der Uraufführung gleich selbst, die Ablehnung Alcestes gegenüber aller Heuchelei widerspiegelt auch Molières Unlust, die am französischen Hof geläufigen Rede- und Verhaltensweisen, die sogenannte Etikette, zu praktizieren. Trotz allem Missmut, den Alceste verbreitet: Molière gelang mit «Der Menschenfeind» eine urkomische Studie über einen Stur-kopf, der nur allzu gerne seine Mitmenschen mit Verachtung stichelt und schliesslich an sei-nem selbstaufgelegten moralischen Absolutismus zu scheitern droht.
Regisseur Daniel Pfluger ist dem TOBS-Publikum durch seine Schauspiel- und Opern-Inszenierungen bekannt. In den beiden vergangenen Saisons setzte er Kafkas «Das Schloss» und Dvořáks «Rusalka» in Szene. Weitere Arbeiten führten ihn unter anderem an die Deutsche Oper Berlin, ans Lucerne Festival und die Theater von Mannheim, Karlsruhe, Heidelberg und Graz.
Übersetzung in gereimten Versen von Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens
Inszenierung Daniel Pfluger
Bühne Flurin Borg Madsen
Kostüme Kerstin Grießhaber
Dramaturgie Adrian Flückiger
Alceste Tim Mackenbrock
Philinte Jan-Philip Walter Heinzel
Oronte / Gardist Mario Gremlich
Célimène Atina Tabé
Éliante Natalina Muggli
Arsinoé / Basque Barbara Grimm
Acaste Lou Elias Bihler
Clitandre / Dubois Dimitri Stapfer
Dauer: ca. 2 Stunden 40 Minuten (inkl. Pause)
Werkeinführung jeweils 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn
Vorstellungsdaten
Solothurn, Stadttheater
Fr 30.10.15 19:30 Premiere
Di 03.11.15 19:30
Do 12.11.15 19:30
Sa 05.12.15 19:00
Fr 08.01.16 19:30
Mi 27.01.16 19:30
Biel, Stadttheater
Sa 14.11.15 19:00 Premiere
Mi 30.12.15 19:30
Fr 15.01.16 19:30
Di 19.01.16 19:30
Auswärtige Vorstellungen
Fr 06.11.15 19:30 Théâtre Equilibre Fribourg
Di 12.01.16 20:00 Casino Frauenfeld
Fr 22.01.16 20:00 Casino-Theater Burgdorf