Auf der Bühne gibt es Schlösser, Burgen, Silberminen, Folterkammern, Demonstrationen, deklamierende Aufklärer, Unterdrücker, protestierende Wutbürger, Texte von Schiller und Lieder von Bots. Ein hybrider Cocktail des Kapitalismus-Kehraus Kollektivs, das mit voller Inbrunst singt: »Alle Menschen, die ein besseres Leben wünschen, solln aufstehn.« Wollen Sie da mitmachen?
„How do you squat an imaginary space within an imaginary context?“ andcompany&Co. (Berlin) haben zusammen mit flämischen und niederländischen Theatermachern die Bühne besetzt, um den Opstand zu proben, den „Abfall der Niederlande von der spanischen Regierung“ nach Friedrich Schiller. Ein Jahr vor der Französischen Revolution verfasste Schiller die historische Studie über den achtzigjährigen Krieg (1568–1648), der für ihn den Beginn einer Epoche markierte, die heute zu Ende geht: Die Ära freier Bürger, Märkte und Staaten. Über den jungen ‚Freistaat’ schrieb Schiller: „Die Niederländer schützen sich durch Dämme gegen ihren Ozean und gegen ihre Fürsten durch Konstitutionen.“ Die Fürsten sind verschwunden, doch jetzt tritt der Ozean über die Ufer: Der globlae Kapitalismus, von holländischen Kaufleuten auf Kurs gebracht, erleidet Schiffbruch in den selbst entfesselten Stürmen. Bankenkrisen, Staatsbankrotte sind der Anfang und das Ende dieser Geschichte. Das wogende Meer, für Schiller das Gegenelement zum festen Grund des Staates, hat das Fundament unterspült, auf dem auch das künftige ‚Nationaltheater’ stehen sollte, an dessen Gründung Schiller arbeitete. Während der
‚Opstand’ der Niederländer die erste europäische Republik schuf, schrieben die Deutschen Theaterstücke darüber: Schillers Don Carlos und Goethes Egmont.
In diesem deutsch-holländischen Projekt wird andcompany&Co. daher gemeinsam mit dem flämischen Regisseur, Schauspieler und Autoren Joachim Robbrecht ein temporäres Transnationaltheater ausrufen, um Szenen aus diesen klassischen Werken deutscher Dramatiker zu erproben, in denen die Geschichte jener Freiheit beschworen wird, die vor 444 Jahren in den Niederlanden geboren wurde und dort heute zu Grabe getragen wird. Doch der kommende Aufstand wird sich nicht länger gegen eine Macht richten, die von außen kommt, sondern von innen, heißt es in der vor kurzem anonym in Frankreich
erschienen und auch hierzulande viel diskutierten politischen Kampfschrift Der kommende Aufstand. andcompany&Co. haben inspiriert von diesen Texten und der weltweiten occupy-Bewegung eine neue Performance mit einer hochgefährlichen Besetzung deutscher, flämischer und niederländischer Theatermacher entwickelt, um im historischen Kostüm vergangener Revolutionen die von ihnen besetzte Bühne zu betreten: die Geuzen (‚Bettler’) sind zurück! Doch diesmal muss sich nicht nur Spaniens Statthalterin vor ihnen fürchten, sondern ganz Europa, denn was als Farce begann, könnte als Tragödie enden.
VON UND MIT Rüdiger Hauffe, Alexander Karschnia, Simon Lenski, Nicola Nord, Joachim Robbrecht,
Hartmut Schories, Sascha Sulimma, Vincent van der Valk, Reinier van Houdt, Ward Weemhoff&Co.
TEXT Alexander Karschnia, Nicola Nord, Joachim Robbrecht&Co.
BÜHNE Jan Brokof&Co.
KOSTÜME Lisa Maline Busse&Co.
MUSIK Sascha Sulimma&Co.
LICHT Gregor Knüppel&Co.
DRAMATURGIE OLDENBURGISCHES STAATSTHEATER Jörg Vorhaben
REGIEASSISTENZ Thomas Renner
PRODUKTIONSLEITUNG Aurel Thurn
PRODUKTION andcompany&Co., Oldenburgisches Staatstheater, Theater Frascati Amsterdam
KOPRODUKTION Theater im Pumpenhaus Münster, Forum Freies Theater Düsseldorf
FÖRDERER Fonds Podiumskunsten NL, Kunststiftung NRW, Kultursekretariat NRW, Goethe Institut
Amsterdam.