Für die Ausstattung des Werbefeldzugs soll Antonio ihm eine letzte finanzielle Spritze verabreichen. Obwohl Antonio seine gesammelten Reichtümer als Frachtschiffe auf See hat und nicht flüssig ist, kann er Bassanio keine Bitte abschlagen. Also ist er gezwungen, beim verhassten Juden Shylock zu borgen. Der zeigt sich über das Anliegen des sonst so arroganten Christen amüsiert. Statt gegen „Wucher“-Zins verleiht er 3.000 Dukaten gegen eine Strafgebühr in Naturalien – ein Pfund Fleisch aus dem Körper des Schuldners im Falle der nicht fristgerechten Rückzahlung.
Aus dem kapitalen Spaß wird blutiger Ernst, denn Bassanios Freund Lorenzo entführt Shylocks Tochter Jessica in die ihr unbekannte Welt verheißungsvoller Lustbarkeiten. Um sich dem Christen wertvoll zu erweisen, vergoldet sich Jessica mit den Ersparnissen ihres Vaters. An dem Leid des Gedemütigten weidet sich die ganze christliche Mehrheit. Als Kaufmann Antonio endlich das Unglück ereilt und alle seine Schiffe stranden, ist die Stunde der Rache für Shylock gekommen. Bevor Bassanio, der die wohlhabende Portia errang, mit seiner Clique den neuen Reichtum genießen kann, beordert ihn Antonios Notruf zurück nach Venedig. Auch Portia reist, als Rechtsgelehrter verkleidet, an den Ort des Geschehens, und legt selbst Hand an die Gesetze von Venedig. Der Karneval endet im Pogrom. Der Jude hat nichts mehr zu lachen. Er wird enteignet, seiner Identität beraubt und entkommt nur knapp dem Tod.
Seit Jahrhunderten fordert Shakespeares Schauspiel von 1598 die Theater heraus zur Stellungnahme in Bezug auf den Umgang der Gesellschaft mit den von ihr produzierten Außenseitern.
Regie: Wolfgang Engel
Bühne: Andreas Jander
Kostüme: Caritas de Wit
Musik: Thomas Hertel
Es spielen: Julia Berke, Carolin Conrad, Heidi Ecks, Oliver Chomik (Studio), Thomas Huber, Matthias Hummitzsch, Stefan Kaminsky, Andreas Keller, Gilbert Mieroph, Aleksandar Radenkovic, Johannes Schmitz (Studio), Günter Schoßböck und Till Wonka