Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
DER KAUFMANN VON VENEDIG / DIE FREMDEN, Schauspiel von William Shakespeare, Theater MünsterDER KAUFMANN VON VENEDIG / DIE FREMDEN, Schauspiel von William Shakespeare,...DER KAUFMANN VON VENEDIG...

DER KAUFMANN VON VENEDIG / DIE FREMDEN, Schauspiel von William Shakespeare, Theater Münster

Premiere: Samstag, 4. November 2017, 19.30 Uhr, Großes Haus. -----

Ein böser Jude auf der Bühne? Zu Shakespeares Zeiten war das populär, heute muss man sich fragen, ob das antisemitisch ist. Besonders in Deutschland stellt die Figur des Juden Shylock für jede Inszenierung nach wie vor eine Herausforderung dar. DER KAUFMANN VON VENEDIG (1596) gilt nicht umsonst als Shakespeares politischste und geheimnisvollste Komödie.

Spielort ist Venedig, eine Welt des Wohlstands und Überflusses. Hier werden große Geschäfte gemacht und das Geld borgt man sich gern bei den Juden, die man ansonsten verachtet und verspottet. Bassanio will um die schöne Porcia werben, doch fehlt ihm das nötige Geld. Er wendet sich an seinen Freund Antonio. Aus Liebe zu Bassanio lässt sich dieser zu einem riskanten Handel mit Shylock ein. Sollte Antonio den Kredit, den ihm Shylock gewährt, nicht rechtzeitig zurückzahlen, fordert dieser das berüchtigte Pfund Fleisch, geschnitten vom Herzen Antonios. Bassanio gewinnt seine Porcia, doch Antonio gerät in Zahlungsnot und Shylock pocht gnadenlos auf sein Recht …

 

Das London der Renaissancezeit ist kaum mit unserer heutigen Zeit zu vergleichen, doch die archaischen Konflikte zwischen den Kulturen und Religionen, die Frage, wie eine Gesellschaft mit Minderheiten umgeht, oder die Angst vor DEM FREMDEN sind im 21. Jahrhundert noch genauso ungelöst.

 

Es war eine Sensation, als vor wenigen Jahren die einzig überlieferte literarische Handschrift – eine Szene – von William Shakespeare gefunden wurde. Shakespeare hat diese Szene mit dem Titel DIE FREMDEN überschrieben. Am Theater Münster wird diese Szene Shakespeares erstmals in eine Inszenierung des KAUFMANNS VON VENEDIG eingebettet. Die Verschränkung dieser beiden Theatertexte stellt die Bedeutung von humanistischen Werten in einer Gesellschaft klar in den Mittelpunkt. Nicht zuletzt durch den Inhalt und die Geschichte, die mit dieser Szene verbunden sind: Sie ist Teil eines um 1600 entstandenen und, durch die damalige Zensur verhindert, bisher unaufgeführten Theaterstücks Shakespeares und – zur damaligen Zeit üblich – anderer Autoren. DIE FREMDEN enthält eine eindrucksvolle Rede von Thomas Morus an die Londoner Bevölkerung, mit der er einen gewalttätigen Aufstand gegen Fremde und Flüchtlinge verhindern will. Sinnstiftend für die Verknüpfung dieser Szene Shakespeares mit dem KAUFMANN VON VENEDIG ist nicht nur die brennende Aktualität dieser Thematik, sondern auch die Ermahnung zu Menschlichkeit und Mitgefühl durch ein 400 Jahre altes Textfragment, das auch im Jahr 2017 nichts an Brisanz und Relevanz verloren hat.

 

Inszenierung: Stefan Otteni

Bühne: Peter Scior

Kostüme: Sonja Albartus

Dramaturgie: Barbara Bily

 

Mitwirkende:

Sandra Bezler (Porcia), Natalja Joselewitsch (Nerissa), Zainab Alsawah (Jessica), Carola von Seckendorff (Doge von Venedig), Garry Fischmann (Lorenzo), Ilja Harjes (Gratiano), Christoph Rinke (Shylock), Christian Bo Salle (Antonio), Bálint Tóth (Bassanio)

 

Weitere Vorstellungen im November und Dezember:

Donnerstag, 16. November, 19.30 Uhr, Großes Haus

Samstag, 18. November, 19.30 Uhr, Großes Haus

Freitag, 24. November, 19.30 Uhr, Großes Haus

Freitag, 1. Dezember, 19.30 Uhr, Großes Haus

Freitag, 8. Dezember, 19.30 Uhr, Großes Haus

Mittwoch, 13. Dezember, 19.30 Uhr, Großes Haus

Donnerstag, 14. Dezember, 19.30 Uhr, Großes Haus

Samstag, 30. Dezember, 19.30 Uhr, Großes Haus

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT LEIDENSCHAFTLICHEM ÜBERSCHWANG -- Richard Wagners "Walküre" mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra konzertant im Festspielhaus/BADEN-BADEN

Wagner hatte die Komposition der "Walküre" im Sommer 1854 begonnen, noch vor der Vollendung der "Rheingold"-Partitur. Der Dirigent Yannick Nezet-Seguin begreift mit dem vorzüglich disponierten…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUFSTAND DER UNTERDRÜCKTEN -- "Farm der Tiere von George Orwell im Schauspielhaus Stuttgart

"Kein Tier in England ist frei!" So lautet das seltsame Motto von George Orwells "Farm der Tiere", die wie "1984" auch irgendwie eine seltsame Zukunftsvision ist. Die Tiere wie Hunde, Hühner, Schafe…

Von: ALEXANDER WALTHER

VERWIRRUNG BIS ZUM SCHLUSS -- "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano im Theater Atelier Stuttgart

Eine geschickt verwobene und raffinierte Handlung präsentiert Vladislav Grakovski in seiner Inszenierung des Kriminalstücks "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano. Spannung, Humor und…

Von: ALEXANDER WALTHER

BERÜHRENDE MOMENTE -- "Spatz und Engel" mit dem Tournee-Theater Thespiskarren (Produktion Fritz Remond Theater im Zoo, Frankfurt) im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

Edith Piaf und Marlene Dietrich stehen hier im Schauspiel mit Musik von Daniel Große Boymann und Thomas Kahry als zwei Göttinnen des Chansons im Mittelpunkt des Geschehens. Und es ist gar nicht so…

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑