Damit kommen die Mütter ins Spiel. Seine ist Hardcore-Feministin und ihre eine mit allen Finessen weiblicher Schattenkriegsführung beschlagene Zahnarztgattin. Beide munitionieren Helen für den Kampf gegen das andere Geschlecht auf. Mit der geballten Weiblichkeit konfrontiert, gerät Bastian außer Rand und Band. Und er tut, was Männer in solchen Fällen immer tun: Er betrinkt sich maßlos. Die Frauen helfen ihm dabei, denn sie haben einen Plan. Um das eheliche Glück noch irgendwie zu retten, soll Bastians Festplatte gelöscht und Helen in ein Weibchen von der Art ihrer Mutter verwandelt werden. Dann alles auf Anfang! Doch die Frauen haben die Rechnung ohne Bastian gemacht. Er überrascht sie alle.
Esther Vilars (*1935) Streitschrift „Der dressierte Mann“ erschien 1971 und war für die feministische Bewegung ein Affront. Vilar hielt es für unter ihrer Würde, Frauen allein in der Opferposition zu sehen. Sie deckte Mechanismen weiblicher Machtausübung auf und sabotierte die Mär vom bösen Mann. Da nicht sein kann, was nicht sein darf, wurde die Autorin von Teilen der Presse scharf attackiert, in der Bayerischen Staatsbibliothek von vier jungen Frauen verprügelt und sogar mit dem Tode bedroht. Einen Eindruck von den verhärteten Fronten der damaligen Zeit vermittelt das legendäre TV-Duell Alice Schwarzer vs. Esther Vilar aus dem Jahr 1975. – Nahezu zwei Generationen später stützt sich John von Düffel auf Vilars Thesen und lotet in seiner Komödie mit großem Vergnügen die alte Frage neuerlich aus: Wer dominiert wen? Die Komödie kommt letztlich zum Schluss, dass die alten Ideologismen nicht mehr so recht greifen, ihnen etwas Anachronistisches anhaftet. Hier setzt das Lachen ein.
Die Autorin Esther Vilar
Die Schriftstellerin wurde 1935 als Tochter deutsch-jüdischer Emigranten in Buenos Aires geboren. Sie vagabundierte durch halb Amerika, Afrika und Europa – als Sekretärin, Fabrikarbeiterin, Verkäuferin, Dolmetscherin und Vertreterin. Nach Abschluss eines Medizinstudiums in Argentinien studierte sie ab 1960 Psychologie und Soziologie in Deutschland. Anschließend arbeitete sie als Krankenhausärztin, später als Übersetzerin und Rundfunkautorin. Voller Zorn schrieb sie 1971 „Der dressierte Mann“ und wurde nach der Fernsehsendung „Wünsch dir was“ schlagartig berühmt. Sie lieferte sich eine erbitterte Fehde mit der feministischen Bewegung (siehe Fernsehduell mit Alice Schwarzer 1975), in deren Folge sie Deutschland verließ. Doch sie hatte ihr Thema gefunden. Sie lotete das Machtverhältnis zwischen Frau und Mann in „Das polygame Geschlecht“ und „Vom Ende der Dressur“ weiter aus, setzte sich mit Ibsens „Nora“ auseinander, dem Lieblingsstück der Feministinnen der damaligen Zeit, und schrieb Theaterstücke (z. B. „Helmer oder Ein Puppenheim. Variation über ein Thema von Henrik Ibsen“) sowie Romane (z. B. „Rositas Haut“, „Eifersucht. Roman für drei Faxmaschinen und ein Tonbandgerät“). Immer wieder mischte sie sich in gesellschaftliche Diskurse ein: Sie diskutierte über Freiheit (Menschen neigen dazu, Verantwortung an andere zu delegieren), schlug ein neues Arbeitszeitmodell vor (25-Stunden-Woche) und wendete sich gegen die Ehe als Institution. Esther Vilar war zweimal verheiratet. Sie ist Mitglied im Beirat der aufklärerischen Giordano-Bruno-Stiftung.
- Regie: Herbert Olschok
- Bühneund Kostüme: Alexander Martynow
- Mit: Seraina Leuenberger, Ulrike Euen, Marko Bullack und Christine Gabsch
Die nächsten Vorstellungen: 2. + 17. Februar 2018, je 19.30 Uhr / 11. Februar 2018, 15.00 Uhr