Die junge Frau mit bewegter Vergangenheit gehorcht. Sie setzt sich bei Dunkelheit in einen Bus, von dem sie annimmt, er fahre nach Polen. Als blinde Passagierin wird sie vom Busfahrer Hermann erwischt, der Kurgäste in ein Berghotel bringen soll. Erikas Passionsweg beginnt. Denn Hermann will an ihren göttlichen Auftrag nicht glauben und weigert sich, sein Fahrziel zu ändern. Der Härte der Mitmenschen hält Erika ihre radikale Gläubigkeit entgegen. Die Situation eskaliert. Doch Gewalt kann Erika nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Erst die Begegnung mit dem Tankwart Anton, einem seltsamen Öko-Aktivisten, lässt sie beinahe ihren Auftrag vergessen.
Lukas Bärfuss hat ein Stück über den Glauben geschrieben – und trifft damit den Nerv der Zeit. Ist der Glauben nur ein halluzinierter Rettungsanker, ein Wahngebilde für Seelenkranke, ein Mummenschanz, ein knallhartes Geschäft oder gar ein ernst zu nehmender Lösungsvorschlag für politische und soziale Fragen? Der Autor gibt keine fertigen Antworten. Er erzählt die berüh-rende Geschichte einer Frau, deren Glaubwürdigkeit ansteckend wirkt und stellt ihr Menschen gegenüber, die lediglich auf ihren Vorteil bedacht sind. Mit präziser Sprache rückt Bärfuss seinen Figuren auf den Leib und schaut in ihre Seele. Er entdeckt ihre spirituelle Leere und ihre Sehn-sucht nach Heilung. Doch die ist auch in der Religion nicht so leicht zu finden.
Im Rahmen einer langfristig angelegten Kooperation des Karlsruher Staatsschauspiels mit der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin ist diese Inszenierung die Diplom-Abschlussarbeit von Nora Schlocker, mit der sie ihr Regie-Studium beendet.
Regie: Nora Schlocker | Ausstattung: Marie Lotta Roth