Gleichzeitig tobt in den Straßen der Stadt ein Aufstand um die Macht im Staat. Der Polizeipräsident flüchtet vor den Kämpfen zu seiner ehemaligen Geliebten Irma. Sie begreift die Rolle des Bordells nüchtern als Institut zu Befriedigung männlicher Allmachtsphantasien – er wiederum hält die Revolution für ein Spiel. Die Aufständischen stürmen das Schloss, suchen die verschwundene Königin und machen Chantal, eine ehemalige Hure, zu ihrer Jeanne d´Arc. Um die Rebellion niederzuschlagen, bedient sich ein plötzlich aufgetauchter "Gesandter" mithilfe des Polizeipräsidenten eines Tricks. Sie lassen die Freier in ihren Verkleidungen als Bischof, Richter und General und Irma als Königin auf den Balkon des Hauses treten. Das Balkonbild mit den Kostümierten vermittelt den Eindruck, die Revolution sei gescheitert. Der Coup gelingt. Das Volk folgt den Bildern, nicht den Ideen. Der Schein bestimmt das Bewusstsein.
Jean Genet (1910-1986) war Dieb, Zuhälter und Fremdenlegionär, bevor er mit dem Schreiben begann. Zu lebenslanger Haft verurteilt, später begnadigt, war er für den Philosophen Jean-Paul Sartre "Saint Genet", der Heilige der Hölle, der Prototyp des antibürgerlichen Existentialisten. Mit seinem Stück "Der Balkon" von 1956 wurde der Verächter aller Konvention zum Klassiker wider Willen. Der kroatische Regisseur Ivica Buljan, der bereits Pasolinis "Der Schweinestall" im Marstall herausbrachte, inszeniert das Stück.
Deutsch von Peter Krumme
- Regie Ivica Buljan
- BühneAleksandar Denić
- Kostüme Ana Savić Gecan
- Musik Mitja Vrhovnik-Smrekar
- LichtMartin Feichtner
- Künstlerische Mitarbeit Robert Waltl
- Dramaturgie Laura Olivi
mit
- Philip Dechamps
- Christian Erdt
- Juliane Köhler
- Mathilde Bundschuh
- Cynthia Micas
- Nils Strunk
- Tim Werths
- Di 27. Feb 18, 19:30 Uhr
- Sa 03. Mär 18, 19:30 Uhr - Mi 07. Mär 18, 19:30 Uhr - So 25. Mär 18, 19:00 Uhr
Bild: Jean Genet