„Die großen politischen Verbrecher müssen durchaus preisgegeben werden, und vorzüglich der Lächerlichkeit. Denn sie sind vor allem keine großen politischen Verbrecher, sondern die Verüber großer politischer Verbrechen, was etwas ganz anderes ist.“ (Brecht)
Brecht will mit dem Arturo Ui die respektheischende Aura, die machtvolle Diktatoren umgibt, durch die Wendung ins Groteske und durch die Betonung jeder einzelnen Amtshandlung, jedes einzelnen Mordes zerstört wissen. Dargestellt wird dies am Aufstieg des miesen kleinen Gangsters Ui und seiner Gang, denen es gelingt, in den Karfioltrust einzusteigen, da Politik und Wirtschaft durch unlautere Verflechtungen erpressbar geworden sind. Schließlich übernehmen die Gangster, nun im bürgerlichen Habitus, den Trust: Der Siegeszug des Monopolismus beginnt. Brecht macht schon im Titel deutlich, dass dieser Triumph zu verhindern gewesen wäre: Ohne die eindeutig opportunistische Mithilfe anderer hätte Ui seinen Aufstieg niemals vollziehen können.
Im Jahre 1934 notiert Walter Benjamin ein Gespräch mit Bertolt Brecht, aus dem ersichtlich wird, dass dieser sich bereits damals mit dem Arturo-Ui-Stoff beschäftigt. Erst im Frühjahr 1941, während er im finnischen Exil auf das amerikanische Einreisevisum wartet, entwirft Brecht die Parabel über den Aufstieg der NSDAP, allerdings angesiedelt in der Unterwelt Chicagos. Eine „Historienfarce“, hinter der der Versuch steht, „der kapitalistischen Welt Hitler dadurch zu erklären, dass er in ein ihr vertrautes Milieu versetzt wurde“. Die Uraufführung des Stücks, das Brecht auch als Warnung vor jeder Diktatur verstanden haben wollte, fand jedoch – entgegen der ursprünglichen Intention – erst nach seinem Tod 1958 in Stuttgart statt.
Mit: Maria Bill (Arturo Ui), Hanna Binder, Inge Maux; Thomas Bauer, Patrick O. Beck, Günter Franzmeier, Rainer Frieb, Thomas Kamper, Christoph F. Krutzler, Ronald Kuste, Alexander Lhotzky, Matthias Mamedof, Jan Sabo, Günther Wiederschwinger
Regie: Michael Schottenberg
Bühne: Hans Kudlich
Kostüme: Erika Navas
Musik: Mischa Krausz
Karten: (01) 52 111-400
www.volkstheater.at