Mittlerweile in 55 Sprachen übersetzt, erreichte es bis heute eine Auflage von 20 Millionen. Doch je bekannter ihr Tagebuch wurde, desto mehr schien sich auch das Bild des Mädchens Anne Frank zu vervielfältigen. Im Zuge von Annes wachsender Popularität tauchten mit einem Mal viele Zeitzeugen – Freunde und Bekannte und auch solche, die nur vorgaben, es gewesen zu sein – auf, die manches über sie zu erzählen wussten. Viel ist über Anne Frank geschrieben worden, Filme wurden gedreht, Theaterstücke aufgeführt – der unendliche Versuch einer Annäherung. Doch mitunter blieb bei allen guten Absichten die Behutsamkeit im Umgang mit der
Protagonistin auf der Strecke.
Der russische Komponist Grigori Frid wählte einen sicher unkonventionellen Weg der Annäherung, indem er das Mädchen zur Protagonistin einer Oper macht. Das in 21 Episoden unterteilte Libretto basiert ausschließlich auf ausgewählten und wörtlich übernommenen Eintragungen aus Annes Tagebuch. Es wird von vornherein kein Versuch gemacht, Vergangenheit eins zu eins darzustellen. Anne Frank wird einerseits zur Opern- und somit Kunstfigur, andererseits aber wird das Schicksal der „realen“ Anne durch die hochemotionale, doch keineswegs leicht zu konsumierende expressive
Musik Grigori Frids zumindest erahnbar.
Mit Anke Rauthmann konnte für diese Produktion nicht nur eine vielseitige Regisseurin gewonnen werden, sondern zudem eine Künstlerin, die sich als profunde Kennerin der Thematik ausweist. So hat Anke Rauthmann, die u.a. sechs Jahre lang in Israel gelebt und gearbeitet hat, ein Inszenierungskonzept entwickelt, das sich auf den Weg zu Anne Frank begibt, ohne sie vereinnahmen zu wollen.
Musikalische Leitung: Martin Schelhaas
Inszenierung: Anke Rauthmann
Bühne und Video: Robert Pflanz
Kostüme: Bettina Lauer
Mit: Katrin Hübner (Anne Frank), Jana Lück-Pusch (Die junge Frau),
es spielt die Mecklenburgische Staatskapelle Schwerin
Weitere Vorstellungen: am 12. und 30. Juni (z.l.M.i.d.S.) jeweils um 10 Uhr
Kartentelefon: 0385 / 5300 – 123; kasse@theater-schwerin.de